Der Begriff der Herdenimmunität kursiert bereits seit dem Beginn der Pandemie. Mittlerweile, seitdem die Impfungen und die Coronatests ein wenig an Fahrt aufgenommen haben, rückt sie in greifbarere Nähe.
Um die Herdenimmunität zu erreichen, müssen sich genug Leute anstecken – um später immun zu sein. wmn erklärt kurz und knapp, wie die Herdenimmunität vielleicht doch noch greifen könnte.
Herdenimmunität: Die Gesellschaft als Schafherde
Stellen wir uns unsere Weltbevölkerung als eine Schafherde auf einer grünen Wiese im westlichen Cornwall vor. Alles ist gut, wenn alle Schafe entspannt und gesund ihr Gras fressen. Ist aber ein Schaf krank, steckt es durch sein Husten die drei Schafe an, die ihm am nächsten stehen. Diese stecken jeweils wieder drei Schafe und diese wieder und wieder und wieder. Schließlich ist die ganze Herde erkrankt.
Schafe, die immun gegen den Husten sind, könnten weder selbst krank werden, noch das Virus weitertragen. Wenn genug Schafe immun wären, könnte sich der Virus gar nicht erst ausbreiten. Dabei geht es (wie auch beim Coronavirus) nicht um die starken Alpha-Schafe, die einen Virus ohne Weiteres wegstecken, sondern vor allem um Oma- und Opa-Schaf, für die die Krankheit tödlich enden kann.
Wie funktioniert Herdenimmunität beim Coronavirus?
Immunität kann entweder durch eine Impfung erfolgen oder eben dadurch, dass ein Organismus eine Viruserkrankung bereits hinter sich hat.
Mindestens 60% der Bevölkerung müssen sich erst anstecken.
National Geographic
Vorangegangene Krankheiten beweisen, dass Herdenimmunität eine Krankheit zurückdrängen kann. Zum Beispiel gibt es Statistiken, dass die viel ansteckendere Krankheit Masern eine Ansteckugsrate von 1:18 aufweist. (Eine Person steckt gut 18 Personen an.) Beim Coronavirus ist es nur 1:3. Das heißt: Um den Coronavirus einzudämmen, müssen 60% der Bevölkerung immunisiert werden.
‘Durchseuchung’: Das ist der Grundgedanke
Bei einer Durchseuchung soll sichergestellt werden, dass sich genügend Menschen mit dem Coronavirus anstecken, um sie danach immunisiert zu wissen.
Ja, ihr habt richtig gehört: Genügend Leute sollen sich anstecken. Hinter diesem absurd klingenden Plan steckt aber viel mehr als man denken würde. Dieser Gedanke kam Ende März 2020 bereits am Beispiel Großbritannien aus. Der wissenschaftliche Berater der Regierung, Sir Patrick Vallace beschrieb, dass somit viele Menschen mit nur schwachen Symptomen davonkämen und von nun an immun gegen das Virus wären und es so auch nicht an andere weitertragen könnten.
Erst danach wurde klar, dass die Immunisierung gegen das Virus nicht für immer hält, wenn man einmal angesteckt wurde.
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Die Probleme der Herdenimmunität
Es gibt aber natürlich gute Gründe, warum Ausgangssperren und Kontaktverbote einer Herdenimmunisierung durch Ansteckung mit dem Virus vorgezogen werden. Das hat zuletzt auch Großbritannien eingesehen. Folgende Gründe sind am eindeutigsten.
- “Immun sein” ist ein relativer Begriff. Wer einmal immun ist, ist es nicht zwangsläufig für immer.
- Viren mutieren. Auch das führt dazu, dass deine eigentliche Immunisierung die Toilette runtergespült werden kann. Sobald der Virus sich nämlich im Wesen verändert hat, weiß dein Körper nicht mehr, wie er darauf reagieren soll.
- Corona ist viel zu unbekannt. Niemand weiß, was die Langzeitfolgen einer Ansteckung sind. Das Risiko sollte niemand eingehen. Jung und alt gleichermaßen.
Doch nun haben wir die Impfung
Die Impfung gegen das Coronavirus gibt es in verschiedensten Ausführungen. Doch egal, ob es Astrazeneca, Biontech/Pfizer oder Moderne ist: Wir werden irgendwann alle Geimpft werden können. Viele Politiker:innen, unter anderem Angela Merkel sprechen derzeit vom Sommer 2021, dass allen Menschen in Deutschland ein Impfangebot gemacht werden kann.
Als die Herdenimmunität das erste Mal aufkam, gab es noch keinen Impfstoff und sie sollte durch Durchseuchung entstehen. Durch die Corona-Impfungen können wir auf Immunisierung hoffen. Es müssten theoretisch also 60% der Deutschen Bevölkerung geimpft werden, um die Herdenimmunität zu erreichen.
Auch das ist aber nur eine Hypothese. Es gibt heute bereits Berechnungen, wie sich das Coronavirus in den nächsten Jahren verhalten wird. Am Beispiel Großbritannien zeichnet der Forscher Matt Keeling (University of Warwick) ein Bild, das nicht so positiv ist. Ihm zufolge kann das Virus noch bis zum Jahr 2024 immer mal wieder aufflammen.
Wir können uns nicht auf Herdenimmunität verlassen
Solange der Coronavirus uns ein so durch und durch unbekannter Gegner ist, sollten wir alle schön die Fäße stillhalten und die Quarantänemaßnahmen der Regierung über uns ergehen lassen. Die Bevölkerung durchzuseuchen und auf eine Herdenimmunität zu hoffen kommt selbst den unbelehrbaren Briten derzeit als ein wenig zu risky vor.
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