Vielreisende haben es sicher schon erlebt: Kurz nach dem Start meldet sich das Bordpersonal mit einer ungewöhnlichen Durchsage: „An Bord befindet sich eine Person mit einer schweren Nussallergie. Bitte verzehren Sie während des Fluges keine Nüsse.“ Grund für diese Ankündigung ist die Annahme, dass Nusspartikel durch die Belüftungssysteme im Flugzeug verteilt werden könnten und dadurch ein erhebliches Risiko für Passagier:innen mit Nussallergie darstellen. Doch ganz richtig ist diese Annahme nicht. Forschende haben jetzt herausgefunden, dass die eigentliche Gefahr ganz woanders lauert.
Mehr Informationen: Pilot erklärt: Kann ein normaler Passagier ein Flugzeug landen?
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Im Flugzeug: Allergene verteilen sich nicht durch die Luft
Laut einer aktuellen Studie, veröffentlicht im Fachjournal Archives of Disease in Childhood, reagieren die meisten Menschen mit Lebensmittelallergien nicht auf den Geruch von Nüssen oder anderen Allergenen, auch wenn sie hochsensibel auf kleinste Mengen dieser Substanzen sind.
Der Wissenschaftler Paul Turner stellt klar: „Es gibt keine Beweise dafür, dass Nussallergene über die Belüftungssysteme der Flugzeugkabine verbreitet werden. Die Hauptrisiken sind vielmehr entweder auf mangelnde Vermeidung von Nahrungsmitteln oder auf Allergenrückstände auf Oberflächen zurückzuführen, die dann durch Berührung übertragen werden können – eine Situation, die durch die sehr kurzen Umschlagzeiten vieler Billigfluggesellschaften noch verschärft wird.“
Die tatsächliche Gefahr für Menschen mit Allergien lauert somit auf den Oberflächen im Flugzeug. Sitze, Tische, Armlehnen oder Bildschirme sind oft mit Essensresten oder kleinen Partikeln früherer Fluggäste kontaminiert. Diese Rückstände können über die Hände leicht in den Mund oder ins Gesicht gelangen und somit eine allergische Reaktion auslösen.
Die Lösung: Passagier:innen sollen selbst putzen
Die Forschenden haben eine überraschende und einfache Lösung parat: Menschen mit Lebensmittelallergien sollten bevorzugt ins Flugzeug einsteigen – und ihren Sitzbereich selbst reinigen. Klingt ungewöhnlich? Vielleicht, aber es könnte effektiv sein.
Turner und sein Team empfehlen, dass betroffene Fluggäste Baby- oder antibakterielle Tücher benutzen sollen, um alle Oberflächen rund um ihren Sitzplatz gründlich abwischen zu können, noch bevor der Flug beginnt. Dadurch wird das Risiko, mit gefährlichen Rückständen in Kontakt zu kommen, minimiert.
Diese Maßnahme könnte sich als der einfachste und sicherste Weg erweisen, um Flugreisen für Allergiker:innen weniger riskant zu machen.
Doch warum reinigt das Flug-Personal nicht die Sitze?
Kritiker:innen weisen darauf hin, dass die Reinigung des Flugzeugs nicht in den Aufgabenbereich der Passagier:innen fällt. Das Problem ist jedoch, dass die meisten Airlines ihre Flugzeuge zwar nach jedem Flug reinigen, aber oft nur oberflächlich: Das Flug-Personal entsorgt den Müll, säubert Toiletten und saugt den Boden.
Eine gründliche Reinigung, inklusive Waschen der Sitzbezüge und Teppichreinigung, erfolgt größtenteils nur, wenn das Flugzeug über Nacht am Flughafen bleibt, wie auf der Webseite des Reiseportals Travel and Leisure erklärt. Morgens sind die Maschinen daher oft sauberer als abends.
Demzufolge fehlt dem Flug-Personal also schlichtweg die Zeit, um die Sitze selbst reinigen zu können.
Airlines sollten vorbereitet sein
Doch nicht nur die Passagier:innen selbst sollten aktiv werden. Auch die Airlines stehen in der Verantwortung. Expert:innen wie Turner empfehlen, dass Fluggesellschaften Adrenalinpens – medizinische Geräte zur schnellen Behandlung von allergischen Schocks – an Bord vorrätig halten sollten.
Diese könnten im Notfall lebensrettend sein. Zusätzlich sollten betroffene Passagier:innen stets zwei eigene Adrenalinpens mit sich führen und sich über die Notfallpläne der Airline informieren.
Airlines könnten außerdem mehr Transparenz bieten und auf ihren Webseiten klare Richtlinien zum Umgang mit Lebensmittelallergien veröffentlichen. So wären alle Passagier:innen besser vorbereitet und informiert.
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Eine einfache, aber wirkungsvolle Lösung
Die Erkenntnis, dass die Luftzirkulation im Flugzeug weniger problematisch für Allergiker:innen ist, bringt eine neue Perspektive in den Umgang mit Lebensmittelallergien an Bord. Das Reinigen der Sitzplätze durch die Betroffenen selbst mag auf den ersten Blick ungewöhnlich klingen, könnte aber eine simple und effektive Lösung sein.