Weibliche Chefs gibt es leider wenig. Die Hälfte der 200 deutschen Top-Unternehmen hat keine einzige Frau in der Führung. Wmn verrät dir jedoch, weshalb Frauen besser in Führungspositionen abschneiden als Männer.
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Frauen in Führungspositionen machen den besseren Job
In der Mehrzahl der Unternehmen sehen wir eine deutliche Dominanz von männlichen Führungskräften. Eine Studie des Statistischen Bundesamtes in 2021 ergab, dass der gesamte Frauenanteil in Unternehmen deutschlandweit nur 30% ausmacht. Auch europaweit ist das weibliche Geschlecht in Führungspositionen weit unterrepräsentiert, obwohl sich immer mehr Frauen Ambitionen dafür zeigen. Im September diesen Jahres ergab eine empirische Analyse der Business- und Führungsexperten Jack Zenger und Joseph Folkmann, dass Frauen eigentlich die besseren Unternehmensführerinnen sind.
Was sagt überhaupt unsere Frauenquote am Arbeitsplatz?
In den letzten 30 Jahren hat sie die Quote an erwerbstätigen Frauen deutlich erhöht, trotzdem ist in einigen Berufsgruppen das Geschlechterverhältnis noch sehr unregelmäßig verteilt, zum Beispiel in handwerklichen oder technischen Berufen. Auch der Anteil der erwerbstätigen Männer steigt weiterhin an und ist immer noch höher als der von Frauen, der Unterschied ist mittlerweile jedoch deutlich geringer. Ein ähnliches Verhältnis haben wir bei der Arbeitslosenquote. Was wiederum erschreckend ist: der Anteil in den Top 200 deutschen Unternehmen ohne Frauen im Vorstand liegt bei 48, 7%, also fast der Hälfte.
Chefinnen sind die besseren Chefs
Untersuchungen der beiden Wissenschaftler ergaben, dass in vielen grundlegenden Führungskompetenzen Frauen genauso gut oder noch besser abschneiden als Männer. Das sind zum Beispiel Dinge wie die Initiative ergreifen, Teamarbeit leisten oder Selbstentwicklung praktizieren. Dazu stufte man Frauen als die belastbareren, ehrlicheren und verantwortungsbewussteren Führungskräfte ein.
Weshalb sie trotzdem in weniger Führungspositionen vertreten sind, liegt vor allem an sozialen und kulturellen Unterschieden, so die Untersuchung. Die meisten Frauen sind verhindert durch alte Rollenzuschreibungen als Hausfrau und Mutter, die noch das gute alte Patriarchat bedienen. Da gilt eine weibliche Führungskraft als unkonventionell und viele Menschen denken, dass sie als Frau da nicht hingehöre.
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Frauen schneiden schlechter bei der Selbstwahrnehmung ab
In der Studie kam im Gegensatz zu all den guten weiblichen Führungsqualitäten auch raus, dass Frauen eine schlechtere Selbstwahrnehmung haben als Männer. Sie halten sich für weniger als Führungskraft fähig, obwohl sogar männliche Kollegen ihre Kompetenzen bestätigen würden. Auch eine Umfrage aus den USA mit rund einer Millionen Männer und Frauen bestätigt, dass Männer im Schnitt selbstbewusster sind als Frauen. Das hat damit zu tun, dass Frauen einen höheren Leistungsdruck verspüren: Erstens betrifft es den eigenen Anspruch, Familie und Beruf möglichst unter einen Hut zu bekommen, was leider immer noch generell ein Frauenproblem ist. Zweitens müssen sie sich in einer von Männern dominierten Führungskultur als Frauen mehr beweisen und durchsetzen.
Warum führen sie trotzdem besser?
Die Herausforderungen im Job können Frauen aber dazu zu motivieren, besondere Kompetenz und Willensstärke zu beweisen. Im besten Fall machen dich diese Hürden sogar zu einer guten Führungskraft. Vieles spricht auch für das soziale Know-how der Frau: Das bedeutet, sie kann durch ihre Empathie und Offenheit Netzwerke und Beziehungen aufbauen. Ebenso kann sie damit Mitarbeiter:innen motivieren.
Die Untersuchung gibt also Grund zu der Annahme: Frauen haben die besseren Fähigkeiten zum Führen, aber einfach die schlechteren Chancen zum Aufsteigen. Veraltete Strukturen und Rollenklischees sowie der bekannte Gender Pay Gap drängen Frauen gerne so sehr in eine Ecke, dass sie sich gar nicht erst für Führungspositionen bewerben. Dazu kann es sehr an den Kräften zehren, wenn eine Frau sich immer wieder als Minderheit beweisen muss. Zwar sind sich Männer und Frauen in vielen Punkten der erfolgreichen Unternehmensführung einig, jedoch schreiben Frauen ihnen eine größere Bedeutung zu. Das macht sie vielleicht auch zu den besseren Führungskräften.
Wie kommen mehr Frauen in Führungspositionen?
Wie der Frauenanteil in Führungsposition wachsen kann, waren sich die Experten in einer Sache einig: Es liegt in der Hand der Unternehmen! Diese müssen nämlich allgemein eine bessere Kultur schaffen. Das bedeutet, Frauen in ihrer Selbstwahrnehmung zu stärken und für Gleichberechtigung und bessere Aufstiegschancen einzustehen. Klassische Rollenzuweisungen, also zum Beispiel die Stelle der Sekretärin oder Assistentin immer mit einer Frau zu besetzen, sind daher kontraproduktiv.
Dazu sollte ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Mann und Frau in der Führungsetage angestrebt werden. Denn das setzt ein Zeichen: Frauen in Führungspositionen inspirieren und ermutigen auch andere Frauen dazu, sich höhere Anstellungen zuzutrauen. Als Letztes sollten Unternehmen schon bei der Einstellung ihre Entscheidungen genügend reflektieren. Haben sie diese Frau nicht genommen, weil sie nicht die passenden Qualitäten hatte, oder weil sie schlichtweg eine Frau war? Und hätten sie an ihrer Stelle einen Mann eingestellt, obwohl er dieselben Stärken und Schwächen aufzeigte? Gleichberechtigung fängt also nicht erst in der Führung an.