Wenn wir uns für einen neuen Job bewerben, geben wir uns besonders viel Mühe mit der Bewerbung. Alles muss stimmen. Der Lebenslauf sollte keine Lücken haben, das Anschreiben motiviert und interessant klingen. Schließlich zählt der erste Eindruck. Doch gerade das Anschreiben verliert im Bewerbungsprozess zunehmend an Bedeutung. Warum du es bei den meisten Bewerbungen mittlerweile sogar schon weglassen kannst, erfährst du hier.
Was ist ein Anschreiben überhaupt?
Ein Anschreiben soll die persönliche Motivation des bzw. der Bewerber:in widerspiegeln und einen ersten Eindruck vermitteln. Das Problem: Fast jedes Anschreiben basiert auf irgendeiner Vorlage aus dem Internet. Das gilt für kreative Berufe weniger als für technische. Ob du eine Vorlage als Inspiration nutzt oder nicht – Floskeln sind in den allermeisten Fällen unvermeidbar.
Personaler:innen erkennen die aus dem Netz kopierten Sätze und Formulierungen natürlich schon auf den ersten Blick. Besonders größere Unternehmen haben für solche sich wiederholenden Sätze ohne Informationsgehalt wenig Zeit. Anschreiben werden deshalb häufig nur überflogen und solche mit wenig pointierte Informationen, die kaum unterhaltsam sind, aber dafür zu formell, fallen kaum positiv auf.
Anschreiben sind deshalb für die Auswahl von neuen Angestellten weniger entscheidend als Zeugnisse, Empfehlungsschreiben und natürlich das Vorstellungsgespräch.
3 Gründe, auf das Anschreiben zu verzichten
Ein Bewerbungsanschreiben besteht hauptsächlich aus einer Aufzählung der eigenen Erfolge, Abschlüsse, der Motivation und passenden Eigenschaften. Das Ganze hat allerdings ein paar Haken. Anschreiben machen den Bewerbungsablauf nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für die Bewerber:innen schwieriger.
1. Das Bewerbungsgespräch und die Zeugnisse sind mehr wert
Die eigenen Fähigkeiten bestmöglich zu verkaufen, entscheidet darüber, ob man genommen wird oder nicht. In einem formellen Anschreiben funktioniert das nur selten. Obwohl alles perfekt formuliert und auf das Unternehmen abgestimmt ist, bleibt beim Unternehmen eine Restunsicherheit.
Legt die Firma viel Wert auf die eigene Unternehmenskultur, werden sie nur bei einem persönlichen Treffen herausfinden, ob sie dir den Job anvertrauen. Sind die fachlichen Ansprüche sehr hoch, kommt es umso stärker auf deine Abschlüsse an.
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2. Viele Floskeln, wenig Inhalt
Die eigene Motivation lässt sich in ein paar Sätzen unterbringen. Damit das Anschreiben bei einer Bewerbung etwas länger als eine Viertel Seite lang ist, wird das Schreiben mit ein paar Floskeln und Dopplungen aus dem Lebenslauf gespickt. Vieles wird aus bereits vorhandenen Schreiben kopiert.
Personaler:innen nehmen sich aber selten die Zeit, alles in Ruhe durchzulesen. Sie haben konkrete Fragen, brauchen konkretere Informationen oder zumindest einen persönlicheren Eindruck. Ein Bewerbungsanschreiben erfüllt selten beides und landet deswegen schnell im Papierkorb.
3. Mehr Bewerber:innen
Die Deutsche Bahn hat 2018 das formelle Anschreiben für Ausbildung- und Studienplätze abgeschafft und durch einen Fragebogen ersetzt. Daraufhin gab es merklich mehr Zulauf. Besonders für Jüngere ist das Anschreiben eher eine lästige Hürde oder sogar eine Abschreckung. Für Unternehmen, die händeringend nach Personal suchen, ist die Abschaffung des Anschreibens daher sinnvoll.
Fazit: Warum ein Fragebogen besser als ein Anschreiben ist
Wenn man all diese Punkte beachtet, wirkt das Anschreiben eher wie ein formelles Überbleibsel. Das Unternehmen braucht trotzdem ein paar Informationen, die über den Lebenslauf hinausgehen. Haben die Personaler keine Ahnung, welche Absichten du hast und welche Ziele du verfolgst, laden sie am Ende möglicherweise die Falschen zum persönlichen Gespräch ein.
Fragebögen, wie sie die Deutsche Bahn eingeführt hat, erfüllen die Wünsche der Unternehmen und der Bewerber:innen besser und sind vor allem pointierter. Beide Seiten haken die harten Fakten ab, wissen, ob ein Bewerbungsgespräch sinnvoll ist und lernen sich später in diesem ohnehin noch einmal besser kennen.