Die junge Generation wird oft für ihren vermeintlichen Mangel an Ehrgeiz und Antrieb zur Übernahme von Führungspositionen kritisiert. Es gibt jedoch mehrere Gründe, warum diese Generation möglicherweise auf solche Rollen verzichtet.
junge Menschen wollen keine Führungspositionen mehr besetzen?
Neue Welt, neue Ziele
Erstens sind die Millennials und die Folgegenerationen in einer Welt aufgewachsen, die sich stark von der ihrer Eltern und Großeltern unterscheidet. Sie haben die Auswirkungen der Globalisierung, der Technologie und der wirtschaftlichen Instabilität miterlebt, was ihre Sicht auf die Welt und ihren Platz darin geprägt hat. Dies hat zu einem Gefühl der Skepsis und Desillusionierung geführt, was dazu führen kann, dass sie weniger geneigt sind, nach traditionellen Formen der Führung zu suchen.
Die Erwartungen verändern sich
Zweitens haben sich die Erwartungen und Anforderungen an Führungskräfte in den letzten Jahren erheblich verändert. In der Vergangenheit wurde von Führungskräften erwartet, dass sie selbstbewusst, durchsetzungsfähig und entschlossen sind und wenig Raum für Verletzlichkeit oder Unsicherheit haben. In der heutigen Welt setzt sich jedoch zwar langsam, aber zunehmend die Erkenntnis durch, dass effektive Führung Einfühlungsvermögen, Zusammenarbeit und Anpassungsfähigkeit erfordert.
Die junge Generation ist auch bekannt dafür, die Generation des „Coachens“ zu sein. Sie geben nicht vor, sondern stehen für eine individuelle Prozessbegleitung ein. Sie möchten keine Lösung diktieren, sondern unterstützende Orientierung geben. Werte, die anders sind als die einer klassischen Führungskraft, wie es sie bisher gab.
Konfliktpotenzial unter den Generationen
Was zunächst positiv klingt, kommt mit viel Konfliktpotenzial daher. Denn an Veränderungen müssen ältere Generationen sich gewöhnen, sie zulassen. Sie befinden sich zwar in Führungspositionen und haben den Weg für die kommenden Generationen geebnet. Aber sie stehen hinter ihren Führungsstilen, die sich vom Wunsch junger Menschen, Beschäftigte lieber zu begleiten und zu fördern, unterscheiden.
Da steckt viel Konfliktpotenzial drin, welches von den Führungskräften von morgen gelöst werden soll. Immer weniger junge Menschen haben Lust diese Verantwortung, die damit einhergeht, neben den anderen Anforderungen, die die heutige Arbeitswelt mit sich trägt, zu übernehmen.
Mehr zu den Themen Generationenunterschiede und Führungspositionen:
- Darum sind Frauen besser in Führungspositionen
- Der ultimative Generationen-Test: Gehörst du zu den Millenials oder der Gen Z?
- Leadership-Expertin Madelaine Kühne: So schaffen es Millennial-Frauen in Führungspositionen
- Frauen in Führungspositionen: Diese Beförderungen sind eine Falle
- Darum solltest du dich im Jahr 2023 nicht befördern lassen
Die Arbeitswelt verändert sich
Drittens haben die zunehmende Verbreitung von Freelance- und Fernarbeit ebenfalls dazu beigetragen, dass die junge Generation bei der Übernahme von Führungspositionen zurückhaltend sind. Diese Generation schätzt Flexibilität, Autonomie und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, was mit den traditionellen Erwartungen an eine Führungskraft unvereinbar sein kann.
Darüber hinaus können die Instabilität und Unsicherheit der Gig-Economy dazu führen, dass Millennials weniger bereit sind, die zusätzliche Verantwortung und das Risiko zu übernehmen, die mit Führungsaufgaben verbunden sind.
Die junge Generation ist faul.
Auch mit diesem Vorurteil haben viele junge Menschen zu kämpfen: Sie seien einfach zu verwöhnt und faul. Sie sind mit allem aufgwachsen, was es braucht: Wohlstand, Frieden und guter Bildung. Daher stehen im gesamtgesellschaftlichen Bild für sie Selbstverwirklichung und Work-Life-Balance an vorderster Front, so wie Weltreisen und Freunde, aber stimmt das denn auch wirklich?
Mentale Gesundheit über Status und Geld
Was klar ist: Mentale Gesundheit spielt eine wichtige Rolle, auch wenn nicht geleugnet werden kann, dass auch der Leistungs- und Konkurrenzdruck groß ist. Es ist nicht mehr das ultimative und größte in der jungen Generation in einer Führungspositinon zu sein – sondern ein Leben zu haben, das auch gefühlsmäßig zufrieden macht. Wobei darin auch schon wieder viel Potenzial für Konkurrenzdruck liegt: Wer hat die beste Work-Life-Balance und bekommt alles gleichzeitig hin?
Es stimmt zum Teil. Dank der jüngeren Generation, die den Ausgleich zur Arbeit eingefordert haben, gibt es immer weniger klassische 9-to-5-Jobs. Es soll mehr Zeit für das Privatleben und den Ausgleich bleiben. Die Arbeit ist lange nicht mehr der einzige Sinn im Leben und das spüren auch die Unternehmen, die mittlerweile unter starkem Führungskräftemangel leiden. Es ist also Zeit, dass sich konsequent etwas ändert.
Junge Generation und Führungsposition? Nein, danke!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die junge Generation geprägt ist, von der sich verändernden Welt um sie herum, den sich entwickelnden Erwartungen an die Führung und ihren eigenen Werten und Prioritäten. Infolgedessen streben Millennials vielleicht weniger nach traditionellen Formen der Führung, aber das bedeutet nicht, dass sie nicht das Potenzial haben, selbst effektive Führungskräfte zu sein.