Die Frage der Rente mit 70 wird immer wieder diskutiert und gewinnt derzeit erneut an Dynamik. Steht uns möglicherweise bevor, dass wir alle bis zum Alter von 70 arbeiten müssen? Diese Ansicht wird von vielen Ökonom:innen vertreten. Allerdings deutet wenig darauf hin, dass eine Erhöhung des Rentenalters unmittelbar bevorsteht. Bundeskanzler Olaf Scholz steht dieser Idee eher kritisch gegenüber und begründet seine Haltung folgendermaßen.
Droht wirklich ein höheres Rentenalter?
Der Bundeskanzler Olaf Scholz steht einer Anhebung des Rentenalters in Deutschland ablehnend gegenüber, wie der Focus berichtet. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir es jetzt nicht mehr nötig haben, das Renteneintrittsalter immer weiter anzuheben“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag bei einem Bürgerdialog in Erfurt. „Wer jetzt mit 17 die Schule verlässt, hat fünf Jahrzehnte Arbeit vor sich. Ich finde, das ist genug“, führt Scholz weiter aus. Falls jemand den Wunsch verspürt, über einen längeren Zeitraum zu arbeiten, sollte ihm diese Möglichkeit offenstehen – allerdings nicht aus Zwang, sondern aufgrund seiner oder ihrer Fähigkeiten, betont Scholz.
In jüngster Zeit äußerte unter anderem der Finanzminister von Baden-Württemberg, Danyal Bayaz, Bedenken hinsichtlich eines regulären Renteneintritts mit 67 Jahren. Dieser ließe sich bei anhaltendem Wohlstand langfristig möglicherweise nicht aufrechterhalten. In zahlreichen Berufsfeldern hält er eine längere Berufstätigkeit zudem zunehmend für vertretbar.
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Bundesbank: Plädiert ebenfalls für späteren Renteneintritt
Doch nicht nur Baden-Württembergs Finanzminister hält eine Erhöhung des Rentenalters für unausweichlich, auch die Bundesbank ist der Ansicht, dass man langfristig nicht um eine Erhöhung drum herumkommt. Um das System der gesetzlichen Rente langfristig zu sichern, plädiert diese nämlich für eine Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung. In vielen Ländern der Europäischen Union wie Dänemark, Finnland, Portugal, Niederlande und Italien werde das Renteneintrittsalter bereits an die Lebenserwartung angepasst.
Die Verknüpfung von Lebenserwartung und Rente bringt laut der Bundesbank zahlreiche Vorteile mit sich. Durch die automatische Anpassung des Rentenalters an die steigende Lebenserwartung könnten zukünftige wiederkehrende politische Diskussionen vermieden werden. Dies ist jedoch nicht der einzige Nutzen. Gleichzeitig würde das Gleichgewicht zwischen Beitrags- und Rentenjahren langfristig erhalten bleiben.
Ein Bericht der Bundesbank zeigt, dass die Auswirkungen sogar recht moderat wären: „In einem simulierten Szenario würde das Renteneintrittsalter zwischen den frühen 2030er Jahren und 2070 von 67 auf etwas über 69 Jahre steigen. Gleichzeitig verlängert sich jedoch die Rentenbezugsdauer um ein Jahr, da die Lebenserwartung ebenfalls ansteigt.“
Druck auf die Rentenfinanzen lassen nach, wenn das Rentenalter steigt
Ein weiterer bedeutsamer Vorteil ergibt sich aus der Verknüpfung von Lebenserwartung und Rente: Nicht nur die Phase des Rentenbezugs verlängert sich, sondern auch die Zeitspanne der Beitragszahlung. Dies hätte wiederum zur Folge, dass der Druck erheblich abgemildert würde, ständig verschiedene Faktoren wie den Beitragssatz und die vom Bund finanzierten Mittel für die Rentenkasse anpassen zu müssen. Die Einschätzung der Zentralbank lautet: „Durch diese Verbindung wird der Druck auf den Beitragssatz und den Bundeshaushalt spürbar gedämpft.“
Ob wir in Zukunft wirklich länger arbeiten müssen, kann niemand vorhersagen. Doch eines ist offensichtlich sicher: Unter Bundeskanzler Olaf Scholz wird es vorerst nicht zu einer Erhöhung des Rentenalterskommen.