Hast du dich auch schonmal in der Mittagspause mit deinen Kolleg:innen über das Gehalt unterhalten und plötzlich gemerkt, dass du von allen am wenigsten verdienst? Auch wenn dir das zunächst wie eine große Ungerechtigkeit erscheinst, kann es tatsächlich Gründe geben, die einen Gehaltsunterschied rechtfertigen. Wir stellen dir vier von ihnen vor.
Gehaltsunterschied: Ist ein Unterschied unter Kolleg:innen normal?
Dass es einen eklatanten Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen gibt, ist den meisten Menschen gekannt. 2022 lag dieser noch bei 18 Prozent. Es gibt allerdings auch andere Faktoren und Ursachen, die einen Gehaltsunterschied begünstigen oder erklären. Natürlich ist solch ein Unterschied nie optimal, denn in einer perfekten Welt sollte alle Menschen, die auf den gleichen Positionen arbeiten, auch das gleiche Geld bekommen. Jedoch sind wir in Deutschland leider noch lange nicht so weit.
1. Abschluss
Wenn dein:e Kolleg:in mehr Geld als du verdient, kann das an euren unterschiedlichen Abschlüssen liegen. Wenn du beispielsweise eine Ausbildung gemacht hast, dein:e Kolleg:in aber studiert hat, kann sich das auch im Unternehmen auf die Bezahlung auswirken. Natürlich ist dies nicht besonders fair, da ihr die gleiche Arbeit ausübt, aber dennoch gängige Praxis.
Während du mit einer Lehre im Durchschnitt 33.195 Euro verdienst, bekommst du mit einem Uni-Abschluss durchschnittlich 56.909 Euro.
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2. Selbstbewusstsein
Tatsächlich hat es einen greifbaren Einfluss auf das Gehalt, wenn man ein sehr selbstbewusster Mensch ist. Eine Studie der Universität von Florida hat herausgefunden, dass sich das Selbstbewusstsein auf das Gehalt auswirkt. So verdienen beispielsweise selbstbewusste Menschen im Schnitt 71 200 Euro und weniger selbstbewusste Menschen 44 400 Euro, wenn die Eltern Akademiker:innen sind. Ein unglaublicher Unterschied.
3. Alter & Arbeitserfahrung
Mit dem Alter kommt meistens auch die Erfahrung – und die wird gut bezahlt. Wenn Arbeitnehmer:innen lange in einem Unternehmen sind, bekommen sie in der Regel regelmäßig eine Gehaltserhöhung. Wenn du dann neu zum Unternehmen hinzustößt, kann es sein, dass du trotz gleicher Position weniger Geld bekommst. Dies gleicht sich dann mit der Zeit immer weiter an.
4. Verhandlungsgeschick
Wenn sich in deinem Job nicht an Tarifen orientiert wird, kommt es auch auf dein Verhandlungsgeschick an, wie viel Gehalt du letztendlich bekommst. Wenn du nicht auf deine Vorstellungen beharrst und dich schnell herunterhandeln lässt, kann es passieren, dass deine Kolleg:innen, die hartnäckiger waren, auch mehr verdienen. Du solltest dir also vor der Gehaltsverhandlungen Strategien zurechtlegen, damit du es im Nachhinein nicht bereust.
Habe ich das Recht zu erfahren, was meine Kollegen und Kolleginnen verdienen?
Ja, unter bestimmten Bedingungen hast du das Recht zu erfahren, was deine Kolleginnen und Kollegen verdienen. Dabei sind die konkreten Voraussetzungen im sogenannten Entgelttransparenzgesetz festgelegt. So haben Mitarbeitende, die in einem Betrieb bzw. Unternehmen mit mindestens 200 Angestellten die Möglichkeit einen Antrag zustellen.
Doch aufgepasst! Der Auskunftsanspruch über die Entlohnung von Kolleginnen und Kollegen bezieht sich nicht auf das konkrete Einkommen einzelner Mitarbeiter, „sondern auf ein durchschnittliches monatliches Bruttoentgelt von Mitarbeitern des anderen Geschlechts mit gleichen oder vergleichbaren Tätigkeiten“, wie es in den Erläuterungen der Bundesregierung heißt.
Wenn du zum Beispiel als Frau wissen möchtest, wie viel deine Kollegen verdienen, muss es in deiner Position mindestens sechs Männer zum Vergleich geben. Dies ist allerdings nicht immer gegeben. In diesem Fall hast du als Antragstellende keinen Anspruch, dass Gehalt der Anderen zu erfahren.