Kurz bevor der Wahlkampf für die Bundestagswahl 2021 beginnt, durfte Tino Chrupalla, der Spitzenkandidat der AfD, sich im ARD-Sommerinterview zu Corona, den Impfungen und der generellen Lage in Deutschland äußern.
Tino Chrupalla über das Impfen in Deutschland
Wie die Tagesschau berichtet, kann Tino Chrupalla der Impfung nicht viel abgewinnen. Das ist uns nicht neu: Die AfD lehnte das Impfen gegen Covid-19 bereits ab, als diese noch gar nicht auf dem Markt war. Im Sommerinterview wird klar, dass Chrupalla sich nach wie vor mit den Risiken der Impfung auseinandersetzt, doch die AfD nimmt sich mit diesem Sprecher heraus, sie komplett zu verteufeln. Chrupalla sieht beispielsweise das Impfen von Kindern sehr skeptisch. Er beruft sich darauf, dass nicht einmal die StiKo (Ständige Impfkommission) bisher eine Impfempfehlung für Kinder herausgegeben hat.
Außerdem weist Chrupalla darauf hin, dass die Corona-Impfungen bis heute nicht vollkommen sicher ist. Er spricht davon, dass heute bereits Corona-Neuinfektionen gemeldet werden, auch wenn die Betroffenen sich zuvor gegen das Virus haben impfen lassen. Diese Fälle nennt man „Impfdurchbrecher“.
Die Argumente der AfD konnte Tino Chrupalla unaufgeregt und sachlich vortragen. Derzeit hält er sich mit allzu kontroversen Aussagen also zurück. Chrupallas Strategie scheint zu sein, die AfD-Wählenden, die eine Impfung in Erwägung ziehen, nicht zu verprellen. So kurz vor der Bundestagswahl wäre das schließlich fatal für die AfD. Allerdings wollte Chrupalla partout nicht sagen, ob er sich selbst impfen lasse oder nicht. Da der Spitzenkandidat der AfD eine Vorbildfunktion innehat, halten viele das für eine gute Idee.
Die AfD ist derzeit in einem Umfragetief, sie hat sich in der letzten Zeit vor allem durch ihre Abneigung dem Impfen gegenüber hervorgetan.
Tino Chrupalla ist die gemäßigte AfD
Die AfD hat sich in den letzten Jahren vor allem mit Schreihälsen geschmückt. Menschen, die laut und xenophob sind, haben sich von dieser Partei lange Zeit angesprochen gefühlt. Mit Tino Chrupalla hat die AfD einen gemäßigten Spitzenkandidaten bekommen. Der bisherige Bundessprecher hält sich mit kontroversen und heftigen Aussagen weitgehend zurück. Im Angesicht der Bundestagswahl 2021 ist das nur logisch. Ob die AfD sich mit Tino Chrupalla bessere Wahlergebnisse erhoffen kann?
Tino Chrupalla ist zwar gemäßigt, seine Parteikolleg:innn will er dennoch nicht kritisieren. Im ARD-Sommerinterview wurde er obendrein gefragt, ob und wie er sich von dem rechtsextremen Jens Maier und seinen Aussagen distanzieren würde. Chrupalla sagte daraufhin, dass er sich nur von Aussagen distanzieren könne, die er selbst getätigt habe.
Jens Maier ist im letzten Jahr vor allem für sein rassistisches Gedankengut in den Schlagzeilen gewesen. So hat er beispielsweise den schrecklichen Massenmord von Anders Breivik relativiert und lässt sich auch sonst immer mal wieder zu unfassbaren Aussagen herab. Viele (so auch die damalige AfD-Chefin Frauke Petry) wollen ihn aus der Partei ausschließen.
Die Tagesthemen sehen Chrupalla mehr als skeptisch
Die Tagesthemen vom 08.08.2021 um 21:45 Uhr greift das Interview mit Chrupalla noch einmal kritisch auf. Chrupallas Aussagen sich nicht von den Aussagen seiner Parteikolleg:innen distanzieren zu können und zu wollen, ist für viele gleichbedeutend damit, dass er sich selbst in den Fängen des rechtsextremen Flügels befindet.