Das sogenannte Gender Pay Gap ist ein Thema, das häufig debattiert wird. Es beschreibt nämlich, dass Frauen weniger verdienen als Männer – und das nicht nur im Schnitt, sondern in denselben Berufen. Wir haben uns mal ein paar Gründe angeschaut, warum Frauen immer noch weniger verdienen als Männer.
Der Gender Pay Gap: Das sind die Zahlen
Der geschlechterspezifische Verdienstunterschied hat sich seit der ersten Datenerhebung im Jahre 2006 in Deutschland zwar verringert. Dennoch verdienen Frauen hierzulande immer noch einiges weniger als Männer – heißt es laut dem Statistischen Bundesamt. Demnach verdienten Frauen im vergangenen Jahr pro Stunde fast ein Fünftel weniger verdient als Männer. So erhalten sie im Schnitt einen Stundenlohn von 20,05 Euro und damit 4,31 Euro oder 18 Prozent weniger als Männer (24,36 Euro).
Beim Blick auf die Daten fällt eines dabei besonders ins Auge: Der Gender Pay Gap fällt in Ostdeutschland deutlich geringer aus als im Westen. So liegt der Verdienstunterschied in den Neuen Bundesländern bei rund sieben Prozent, so das Statistische Bundesamt. Doch eine gute Nachricht gibt es: Im langfristigen Vergleich sinkt der Gender Pay Gap. So betrug dieser zu Beginn der Messung im Jahre 2006 im Bundesdurchschnitt noch um die 23 Prozent.
6 Gründe, warum Frauen weniger verdienen als Männer:
Oft wird Frauen vorgehalten, sie seien selbst schuld daran, dass sie weniger verdienen als Männer, sie würden zum Beispiel öfter Teilzeit arbeiten oder einfach schlecht bezahlte Berufe wählen. Verschiedene Studien zeigen, dass die Ursache des Gender Pay Gap eine Mischung aus einer anderen Lebensgestaltung, weniger Selbstbewusstsein und vielen Vorurteilen ist.
1. Geschlechterstereotypen
Sogenannte „Frauen typische“ Berufe sind weiterhin unterbewertet und somit auch unterbezahlt. Unter typischen Frauenberufen versteht man übrigens hauptsächlich Berufe im Erziehungs- und Gesundheitssektor. Diese Berufe werden schlechter bezahlt als andere, was ein grundlegender Fehler ist, der sich in unserer Gesellschaft ändern muss.
2. Frauen haben andere Ziele in der Berufswahl als Männer
Frauen wählen andere Berufe als Männer. Demnach sind den meisten Frauen ein gutes Gehalt und ein schneller Aufstieg weniger wichtig als Männern. Gerade in Ländern mit einer hohen Gleichstellungsrate und guter Bezahlung wie Schweden kann man das Phänomen beobachten: Hier ist die Anzahl der Frauen in MINT-Berufen besonders gering, wie die Gender Equality Paradox-Studie herausfand.
3. Frauen trauen sich nicht in die MINT-Fächer
MINT-Berufe sind sehr gefragt und gut bezahlt, aber nur wenige Frauen entscheiden sich für ein Studium in diesem Bereich. Hier wird oft argumentiert, dass Mädchen nicht genug dazu ermutigt werden, sich für Wissenschaft zu begeistern. Eine Studie, die in der OECD iLibrary veröffentlicht wurde, zeigt, dass Mädchen ihre mathematischen Fähigkeiten trotz gleicher Leistung immer schlechter einschätzten als die Jungen.
4. Frauen wählen Berufe, die ein Familienleben zulassen
Sobald eine Frau Mutter ist, verdient sie auch weniger als eine Single-Frau. Männer hingegen verdienen als Väter oft mehr. Es verwundert kaum, dass Frauen sich dann öfter für flexible Jobs entscheiden, die auch Teilzeit zulassen. Knapp 47 % der arbeitstätigen Frauen in Deutschland arbeiten in Teilzeit.
- Das könnte dich ebenfalls interessieren:
- Gleiche Arbeit, ungleicher Lohn? So viel weniger verdienen Frauen als Männer
- Rente unter 1000 Euro: So vielen Frauen droht in Deutschland die Altersarmut
- 11 gut bezahlte Berufe für Frauen: Diese Jobs lohnen sich trotz Gender Pay Gap
- Gender Pay Gap: DAS sollten Frauen sagen, wenn sie glauben, dass sie zu wenig verdienen
5. Frauen fällt es schwer zu verhandeln
Auch dies ging aus einer Stepstone-Studie hervor. Frauen haben Angst, als zu verbissen bewertet zu werden, wenn sie hohe Lohnforderungen stellen. Tatsächlich wird dieses Argument zunehmend abgeschwächt, denn laut einer Online-Studie fragen inzwischen 38% der Frauen regelmäßig nach einer Gehaltserhöhung im Vergleich zu 42 % der Männer. Diesen Grund für weniger Gehalt haben wir also bald eliminiert.
6. Vorurteile bestehen weiterhin
Viele der Gründe für weniger Gehalt bei Frauen hängen zusammen: In einer heteronormativen Familie verdient die Frau im Schnitt noch weniger als der Mann und geht dann in öfter Teilzeit für das Kind. Dadurch stehen bei Arbeitgebern alle jungen Frauen unter Generalverdacht, bald auszufallen durch die Familienplanung.
Auch andere Vorurteile Frauen gegenüber sorgen für geringere Gehälter. Das Problem: Hier hält sich ein Teufelskreislauf selbst am Leben, indem Vorurteile dazu führen, dass Frauen den Vorurteilen entsprechend handeln müssen.