Als Influencer:in ist man ein permanentes Werbegesicht und verkauft durch seinen Lifestyle die Produkte von Kooperationspartnern. Aber noch lukrativer wird es, wenn es die eigenen Produkte sind, die man verschwörerisch in die Kamera halten kann. Das hat sich auch Stefanie Giesinger zusammen mit Freund Marcus Butler gedacht und ihr eigenes nachhaltiges Modelabel nu-in herausgebracht.
Was uns besonders gefreut hat: nu-in legt großen Wert auf Nachhaltigkeit, ein Punkt, der Stefanie Giesinger laut eigener Aussage besonders wichtig war. Allerdings kennen wir alle „Influencer-Marken“ und wissen, dass da gern die Sterne vom Himmel gelobt werden, also lasst uns schauen, wie nachhaltig nu-in wirklich ist.
Nu-in: Schon die 2. grüne Marke von GNTM-Gewinnerin Stafanie Giesinger
Bereits zuvor hatte Stefanie Giesinger in Zusammenarbeit mit dm die Gesichtspflegelinie Moй herausgebracht, die derzeit 5 Produkte umfasst. Sie sind vegan, mikroplastik- und tierversuchsfrei und seit Kurzem auch klimaneutral, den Naturkosmetik-Standards würden sie aber dank diverser Inhaltsstoffe nicht entsprechen. Aber immerhin: Sie ist damit ein großen Schritt weiter gegangen als viele andere Influncer:innen, die mit dm kooperiert haben.
Psst: Was andere Beauty-Promi-Marken so draufhaben gibt es hier:
Die neue Marke nu-in Fashion (kleines Wortspiel auf „New in fashion“) wird sogar noch grüner vermarktet und bietet nachhaltige Kleidung zu vergleichbar geringen Preisen an. Seit Frühjahr 2020 sind sie online und stocken fast täglich ihre Kollektionen auf. Aber wie nachhaltig kann ein Kleid für 45 € sein?
Wie nachhaltig ist nu-in Fashion von Stefanie Giesinger?
Zusammen mit ihrem Freund Marcus Butler (und weiteren Personen, dazu unten mehr) hat Stefanie Giesinger das nachhaltige Label nu-in gegründet. Neben der eigenen Kollektion gibt es auch Produkte anderer grüner Marken wie Bagz, Komodo, Womish oder Good News.
Transparenz:
Bei jedem Teil auf der Seite kann man die genaue Zusammensetzung und die Herstellungsfabrik nachrecherchieren. Transparenz schreibt sich die Marke groß auf die Fahne und bedient damit eine große Nachfrage von Kunden:innenseite, denn bisher ist es für uns nicht immer nachvollziehbar, wie viele Länder ein einfaches Shirt in seinem Produktionsprozess durchlaufen kann. Hier also ei großes Daumenhoch, auch für die Nutzerfreundlichkeit der Seite und die einfache Informationsfindung.
Materialien:
Was direkt auffällt, ist, dass nu-in nicht grundsätzlich mit rein zertifizierten Stoffen arbeitet, sondern bei jedem einzelnen Kleidungsstück auf verschiedene Materialien zurückgreift, die teils natürlich, teils zertifiziert und teils recycelt oder recycelbar sind. Genau deshalb kann man auch bei jedem Kleidungsstück einzeln nachschlagen, aus welchen Stoffen es hergestellt wurde.
Anders als bei einem zertifizierten Eco-Fashion Label wird hier also immer abgewogen, welche Materialien am meisten Sinn ergeben. Das kann natürlich kritisch gesehen werden, denn teilweise werden noch eher unnachhaltige Materialien wie Acryl benutzt, andererseits sind Zertifizierungen teuer und können junge Unternehmen auch schnell ausbremsen.
Die Tatsache, dass nu-in erschwinglich und up to date ist liegt wohl zum Teil auch an dieser Flexibilität in der Materialsuche und auch hier hat sich schon viel getan seit dem Launch, denn es wird immer nach besseren Alternativen gesucht
Teile aus Mischfasern sollen bald in einer eigenen Fabrik getrennt und recycelt werden. Dafür soll man dann sein Teil zurücksenden können. Zertifikate wie das GOTS-Siegel hat nu-in aber wohl auch künftig nicht im Sinn, da der Fokus auf nachhaltigen Materialien liegt und nicht grundsätzlich auf dem Bio-Standard, den das GOTS-Siegel verlangt.
Honoranle Mentions
Es tut zwar zum Thema Nachhaltigkeit nichts zur Sache, aber ein Punkt, der uns extrem positiv aufgefallen ist, ist die Vielfalt der Models auf der Website und die vielen unisex-Teile, die einfach den Nerv der Zeit treffen. Übrigens sind auc Unisex-Kollektionen ein wichtiger Punkt im Kostenfaktor.
Warum ist nu-in fashion so billig?
Teil der Markenidee von nu-in ist es, nachhaltige Mode zu bezahlbaren Preisen anzubieten. In einem Instagramvideo erklärt Marcus, dass die Teile so erschwinglich sind, weil die Fabriken so viel herstellen können. Eine nicht ganz gelungene Zusammenfassung, die auf der Homepage noch einmal besser erklärt wird: Nu-in verzichtet auf aggressive Werbung, Outsourcing durch Zweit- oder Drittfirmen, es gibt keine SALES allerhöchstens Rabattaktionen, der Profit der Firma ist kleiner als üblich, sie arbeiten mit einem kleinen Team und haben auch keine Kosten für Retail Shops.
Nu-in produziert ihre Kleidung in fünf verschiedenen Fabriken in Istanbul und Barcelos (Portugal). Die Transportwege sind kurz und sparen CO2. Übrigens sind Portugal und die Türkei die europäischen Fashion-Hochburgen, denn sie haben europaweit den geringsten Mindestlohn mit 700 €/ Monat in Portugal und 425 €/ Monat in der Türkei. ABER, bevor es jetzt einen Aufschrei gibt: So gut wie alle größeren Öko-Marken produzieren in diesen Ländern, denn dort findet sich das meiste Knowhow, auch in Sachen Nachhaltigkeit.
Und was wir dabei nicht vergessen dürfen: Viele andere konventionelle Modemarken bringen inzwischen ganz organic-Linien heraus wie etwa Asos oder Monki mit Jeans aus Bio-Baumwolle für 50 €. Nu-in ist also nicht allein mit erschwinglichen Preisen.
Wer steckt hinter nu-in Fashion?
Hinter dem Label stehen allerdings nicht nur Stefanie Giesinger und Marcus Butler, die je nur 8,5 % der Firma besitzen, sondern auch Poppy Warwick-Le Breton (Designerin), Mike Mikkelborg (CEO) und VGI Solutions Limited wie Peppermynta herausfand. Während Erstere wohl zu den „small group of friends“ gehören, die das Label ins Leben gerufen haben, ist VGI Solutions Limited eine irische Firma, die erst einen Monat bevor nu-in gegründet wurde, dazu stieß und den Hauptanteil von 51 % hält. Ja, Irland bleibt eben ein Steuerparadies.
Übrigens war Mike Mikkelsen vorher Direktor bei NA-KD und man kann die Parallelen durchaus erkennen in Vermarktung und Optik der beiden Label. However: Die Vorwürfe, die NA-KD nun gegen nu-in erhebt, sind absolut lächerlich. Mehr dazu hier. Einen Teil ihres kometenhaften Starts werden sie also sicherlich Mike Mikkelsen verdanken, der sicherlich viel Knowhow aus seinem vorherigen Job mitbringen konnte.
Nu-in: So stellen wir uns die Zukunft vor!
Stefanie Giesinger und Marcus Butler sind beides keine Influencer, die sich bis vor einem Jahr besonders durch Nachhaltigkeit hervorgetan haben. Klar, als Model und auch Influencer:in nimmt man die Jobs, die einem angeboten werden. Genau das war aber auch ein großer Anstoß für Stefanie Giesinger wie sie in dem Doku-Film Her Story erzählt. Sie will eben nicht mehr nur das Gesicht für wechselnde Werbepartner sein, sondern auch hinter dem Produkt stehen und es besser machen.
Und das ist toll und auch längst nicht so einfach, wie man als Normalsterblicher denken mag. Denn insbesondere Influencer:innen werden gern von großen Konzernen belächelt, wenn sie mit eigenen Marken starten wollen.
Wir freuen uns, dass Stefanie Giesinger mit ihrer Reichweite viele Menschen anstoßen wird, nachhaltiger und bewusster einzukaufen und eben auch zeigt, dass Nachhaltigkeit immer noch fancy af sein kann.
Weitere nachhaltige Fashion It-Pieces gibt es hier in den Kategorien: nachhaltige Jeans, nachhaltige Sneaker, Bademode oder nachhaltige Sportswear.