Ob hippe Granola-Bowl mit Beeren-Topping oder der Sekt mit den kleinen blauen Beeren. Heidelbeeren sind das Superfood! In Deutschland sind sie beliebt wie nie und auch in China kommen sie langsam auf den Geschmack. Um diese große Nachfrage zu decken, müssen die Heidelbeeren aus Peru nach Deutschland importiert werden. Das Land in Südamerika ist zum weltweit größtem Exporteur aufgestiegen, was Geld und Arbeitsplätze gebracht hat, aber zu welchem Preis?
Heidelbeeren aus Peru: Exportschlager und Klimasünder
Warum Heidelbeeren so beliebt sind
Sie haben wenig Kalorien, kaum Zucker und dafür viele Vitamine. Das Superfood senkt laut einer Studie den Blutdruck und stärkt das Immunsystem. Manche behaupten sogar, dass Blaubeeren gegen Krebs vorsorgen sollen, wobei das medizinisch nicht bewiesen ist.
Was jedoch belegt ist, ist, dass durch die blauen Farbstoffe (Anthocyane) Entzündungen bekämpft werden können. Der Farbstoff Delphinidin hemmt ein Darmenzym, das für die Entstehung von Entzündungen verantwortlich ist. Es spricht also alles dafür, Heidelbeeren mit auf den Speiseplan zu nehmen.
Preisdruck macht es deutschen Hersteller:innen unmöglich
Heidelbeeren lassen sich auch in Deutschland anbauen. Aber die immer günstigeren Preise der Import-Beeren machen deutschen Anbietern zu schaffen. Trotz steigender Nachfrage haben die Landwirte Probleme, ihre Ware loszuwerden.
Denn: Heidelbeerernte ist Handarbeit und die Löhne für die Erntehelfer steigen. Im Ausland wird kostengünstiger produziert, weil die Löhne sehr viel niedriger sind – entsprechend günstiger ist der Einkaufspreis für den Lebensmittelhandel. Der nimmt oftmals lieber die Importware. Doch wie kann das sein?
Heidelbeeren aus Peru: ein Exportschlager
Blaubeeren sind in Peru ein echter Exportschlager. Der Anbau ist in den letzten 6 Jahren um das 13 Fache gestiegen. Expert:innen gehen davon aus, dass der jährliche Anstieg bei mindestens 20 bis 30 Prozent bleiben wird.
Peru macht das schließlich nicht aus Spaß, sondern reagiert damit auf die Nachfrage aus Europa. Die Konsument:innen dort also wir fordern eine besser Qualität. Der Anspruch: eine dickere feste Qualität, die den langen Transport gut überleben und wir dann auch noch daheim im Kühlschrank aufbewahren können. Dafür werden immer wieder neue Sorten gezüchtet, denn die westliche Welt möchte sie knackig, saftig und das am liebsten das ganze Jahr über.
Expert:innen gehen davon aus, dass wir uns noch lange nicht am Höhepunkt des Blaubeerbooms befinden. So langsam kommt auch die Mittelschicht in China auf den blauen Geschmack und darauf bereitet sich Peru gerade vor.
Der Weg der Blaubeere
Von Peru aus, haben die Heidelbeeren einen Weg von 10.000 km über den Pazifik, den Panama-Kanal über den Atlantik bis nach Europa. Damit sie so ankommen, müssen die Beeren oft mit Pilzgiften behandelt werden, dann geht es um den halben Globus.
Drei Wochen auf dem Kühlschiff. Jeder der 10.000 Kilometer nach Deutschland vergrößert den CO2-Abdruck. Immerhin ist der Schiffstransport besser, als wenn sie eingeflogen würden. Unterdessen entstehen in Peru immer neue Plantagen.
Abgesehen von der miesen Klimabilanz hat der Blaubeerboom vor allem Folgen für das Herstellungsland Peru. Denn wo wachsen die Heidelbeeren denn? Aus trockenen, unfruchtbaren Gebieten wurde fruchtbaren, ertragreiches Land gemacht. Wie haben sie das gemacht?
Heidelbeerplantagen in der Wüste
Das Wasser, welches für die künstliche Bewässerung der Heidelbeerplantage gebraucht wird, wird sozusagen abgezweigt. Ingenieur:innen haben den Fluss Rio Huancabamba aus den Anden aufgestaut. Um das aufgestaute Wasser zu den Plantagen zu bringen, haben sie 20 km lange Tunnel in die Berge gepresst, durch die 400 Millionen Kubikmeter Wasser nun zu den Blaubeerplantagen, anstatt Richtung Amazonasbecken fließt.
Die Folgen der Wasserumverteilung
Diese aufwendigen Maßnahmen haben natürlich auch ihre Folgen. Bäuer:innen auf der einen Seite, beklagen einen zu niedrigen Wasserstand, sodass der Boden laut der Welthungerhilfe oftmals versalzt und schon mehrmals der Wassernotstand ausgerufen werden musste.
Auf der anderen Seite der Anden entstehen so mitten in der Wüste riesige Plantagen. Sie wachsen hier in Plastiksäcken mit fruchtbarem Humus, weil auf dem kargen Wüstenboden nichts gedeihen würde. Durch diese riesigen Eingriffe in die Natur war es Peru möglich, über Jahre hinweg ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen, welches vor allem den Konzernen zugutekommt.
Natürlich hat es auch Vorteile für die Bevölkerung, vor allem für den Teil, der in den Anbauregionen lebt und dadurch eine Chance auf Arbeit und ein Stück vom Blaubeerkuchen abzubekommen. Doch mit der stetig wachsenden Nachfrage und dem ausstehenden Boom durch die Nachfrage aus China kann das nur zum Preis von erheblichen Umwelt- und Klimafolgen passieren.
Heidelbeeren aus Peru vs. Klimabilanz
Und das alles, damit wir in Deutschland unseren Beerensmoothie und unsere Heidelbeeren in unserem Frühstück genießen können? Dabei wachsen Heidelbeeren nicht nur in Peru, sondern auch hier bei uns in Deutschland, direkt vor unserer Haustür, nur eben nicht das ganze Jahr über. Doch der europäische Markt ist nicht bereit, mehr für lokalen Anbau zu zahlen und in den Herbst- und Wintermonaten auf sein Superfood zu verzichten und fördert so eine hohe Belastung der Umwelt und Klimabilanz.