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Wie erkennt man nachhaltigen Fisch? Experte gibt Tipps zum Kauf

Wer Fisch kaufen will, achtet auf Frische, Qualität und Nachhaltigkeit. Doch wie erkennt man Ware aus umweltgerechter Fischzucht? Ein Experte gibt Tipps zum Einkauf.

Fisch Supermarkt
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Nachhaltigkeit: 10 Tipps für ein umweltfreundlicheres Leben

Eine nachhaltige Lebensweise mag auf den ersten Blick kompliziert wirken, doch schon Kleinigkeiten können die Umwelt schonen!

In Deutschland werden jedes Jahr pro Person mehr als 14 Kilogramm Fisch verzehrt. Doch Fisch ist nicht gleich Fisch. Sowohl bei der Art und Weise, wie Fischfang und -zucht vonstattengehen, als auch in Sachen Nachhaltigkeit gibt es enorme Unterschiede. Doch worauf sollte man beim Fisch kaufen achten und woran erkennt man Ware aus nachhaltiger Fischzucht? Ein Experte klärt auf.

Fisch kaufen, aber nachhaltig: Das rät der Experte

Für Verbraucher:innen ist es gar nicht so leicht zu erkennen, ob der angebotene Fisch aus nachhaltiger Fischzucht stammt, oder nicht. Das weiß auch Marco Werth, Fischexperte bei HONEST CATCH. Als Head of Product & Operations ist er täglich mit Fischereien aus der ganzen Welt in Kontakt. Für den Onlineshop für Seafood in Restaurantqualität wählt er Zulieferer aus, die umweltgerechte Fangmethoden garantieren und Fische und Meeresfrüchte aus gesicherten Beständen bieten. Uns hat er die wichtigsten Fragen zum Thema „Fisch kaufen, aber nachhaltig“ beantwortet.

Marco Werth
Seafood-Experte Marco Werth weiß, woran man Fisch aus nachhaltiger und umweltgerechter Fischzucht erkennt. Foto: PR / HONEST CATCH

Was bedeutet umweltgerechte bzw. nachhaltige Fischzucht überhaupt?

Alle reden von Nachhaltigkeit, doch was bedeutet das überhaupt? Wenn es um das Thema Fischzucht geht, hat Marco Werth dafür eine genaue Definition: „Fischzucht ist unserer Meinung nach dann nachhaltig, wenn sich ökologische, ökonomische und soziale Faktoren im Gleichgewicht befinden und die Zuchten somit langfristig tragfähig bleiben. Dabei sollte in unseren Augen auf die Schonung von Ökosystemen, effizientes Wasser-Management, umweltgerechtes Futter bzw. Fütterung, Tierwohl, die Reduktion von Emissionen und Abfällen und die soziale Verantwortung Wert gelegt werden.“

Sollte man nur regionale Fische und Meeresfrüchte kaufen?

Ein Großteil der im Supermarkt angebotenen Waren stammt aus dem Ausland. Dabei hat regionales Seafood einige Vorteile, wie der Experte weiß: „Regionales Seafood ist in der Regel frischer, da es weniger Zeit benötigt, um vom Fang bis zum Verbraucher zu gelangen. Außerdem verursacht der Transport von regionalem Seafood weniger CO2-Emissionen im Vergleich zu importiertem Fisch, da kürzere Transportwege erforderlich sind, was den ökologischen Fußabdruck des Konsums reduziert. Der Kauf von regionalem Seafood fördert nachhaltige Fischereipraktiken und Aquakultur in der eigenen Region, unterstützt lokale Fischer und Züchter, die oft strenge Umweltauflagen einhalten müssen.“

Das Problem: „Die Verfügbarkeit und Vielfalt von Fisch und Meeresfrüchten sind allerdings oft eingeschränkt, was die Auswahl und Versorgungslage begrenzt – siehe hierzu auch den End of Fish Day in Deutschland.“ Die Lösung: „Der Import aus zertifizierten Quellen kann dazu beitragen, Überfischung lokaler Bestände zu vermeiden. Vor allem schockgefrorenes Seafood aus nachhaltigen Quellen ist eine sinnvolle Alternative zu regionalem Seafood, da es die Frische und den Geschmack über Monate und Jahre behält und somit den Druck auf lokale Fischbestände verringern kann.“

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Was ist der „End of Fish Day“?

Wer sich zum Thema nachhaltigen Fisch kaufen informiert, stößt früher oder später auf den Begriff „End of Fish Day“. Doch was ist damit gemeint? Marco Werth: „Der ‚End of Fish Day‘ oder auch ‚Fish Dependence Day‘ bezeichnet den Tag im Jahr, an dem ein Land rechnerisch alle seine eigenen Fischressourcen für das Jahr aufgebraucht hat und fortan auf importierten Fisch angewiesen ist, um den inländischen Fischbedarf zu decken. Ab diesem Tag konsumiert das Land mehr Fisch, als es aus eigenen Gewässern nachhaltig entnehmen kann.“ In Deutschland war dieser Tag am 29. Februar.

„Der ‚End of Fish Day‘ hat dabei das Ziel, auf die Überfischung und die Abhängigkeit von Fischimporten aufmerksam zu machen. Er zeigt, dass die nationalen Fischbestände überbeansprucht werden und nicht ausreichen, um die heimische Nachfrage auf nachhaltige Weise zu decken“, so der Fischexperte.

Um der Überfischung der Meere entgegenzuwirken, sollte beim Fisch kaufen darauf geachtet werden, dass die Produkte aus alternativer Zucht in nachhaltiger Aquakultur oder von Fischereien stammen, die ausschließlich schonende Fangmethoden einsetzen und nur Spezies fischen, deren Bestände gesichert sind.

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Fisch kaufen: Wie erkennt man Produkte aus nachhaltiger und umweltgerechter Fischzucht?

Doch genau hier steckt für Verbraucher:innen die Schwierigkeit. Experte Marco Werth weiß Rat: „Produkte aus nachhaltiger oder umweltgerechter Fischzucht können durch verschiedene Kennzeichnungen und Zertifizierungen kenntlich gemacht werden. Es ist wichtig zu beachten, dass Zertifizierungen und Labels dabei aber nur so gut sein können, wie ihre Standards und Kriterien. Dennoch bieten sie eine nützliche Orientierungshilfe für Verbraucher und Verbraucherinnen, die bewusst nachhaltig Fischprodukte konsumieren möchten.

Das blaue MSC-Siegel zum Beispiel kennzeichnet wild lebende Fische und Meeresfrüchte aus Fischereien, die nach dem MSC-Fischereistandard zertifiziert sind und eine Reihe von Anforderungen an eine nachhaltige Fischerei erfüllen. Der ASC zertifiziert mit dem gleichnamigen Siegel ausschließlich Aquakulturen. Zudem findet man online diverse Fischratgeber, die unabhängig von Siegeln die Nachhaltigkeit von verschiedenen Fischarten und deren Fangmethoden bewerten. Es lohnt sich also, sich beim Einkauf von Seafood mit der Herkunft und Fangmethode auseinanderzusetzen.“