Ein erhöhter Blutdruck bleibt oft lange unbemerkt, denn die Symptome sind meist sehr leicht bis kaum spürbar. Und genau das ist das Tückische am Bluthochdruck: Er schädigt quasi unbemerkt unsere Gefäße und kann zu schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfällen führen. Kein Wunder, dass kardiovaskuläre Erkrankungen eine der häufigsten Todesursachen sind. Aber was können wir für einen gesunden Blutdruck tun und wie hoch sollte er eigentlich sein? Eine aktuelle Studie gibt Aufschluss.
Alles zum Thema Blutdruck und aktuelle Studien
Was bedeuten die Blutdruckwerte?
Die Blutdruckwerte messen zwei Arbeitsvorgänge unseres Herzens: Der obere Wert (systolischer Blutdruck) zeigt an, wie unser Herz das Blut durch den Körper pumpt. Entspannt sich das Herz wieder und füllt sich erneut mit Blut, sinkt der Druck in den Gefäßen auf einen niedrigeren Wert (diastolischer Blutdruck) ab. Als normal galt bisher ein Blutdruck zwischen 120/80 und 140/90 mmHg. Bei gesunden Menschen sind Schwankungen völlig normal: Der Vorgang ist sehr komplex und wird von vielen Faktoren beeinflusst.
Was macht den zu hohen Blutdruck so gefährlich?
Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck kann unsere Gefäße und viele Organe schwer schädigen – und das nahezu unbemerkt. Bluthochdruck birgt ein ähnliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Rauchen, Diabetes mellitus oder Fettstoffwechselstörungen. Bei einem nicht entdeckten und unbehandelten Bluthochdruck drohen ernste Folgeerkrankungen. Darunter beispielsweise Herzschwäche und Vorhofflimmern oder gar Gehirnblutungen, Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Nierenversagen. Wer keine Beschwerden hat, misst seinen Blutdruck eher selten, dabei kann eine regelmäßige Kontrolle wortwörtlich dein Leben retten.
Aktuelle Studie ermittelt neuen Wert für optimalen Blutdruck
Chinesische Forschende haben nun untersucht, welche Blutdruckwerte sich positiv auf unsere Herzgesundheit und damit auch unsere allgemeine Lebenserwartung auswirken können. Denn die gute Nachricht ist: Mit der richtigen Behandlung kann Bluthochdruck wieder in den Normalbereich sinken, sodass schwere Schäden vermieden werden können. Was den idealen Zielwert angeht, haben die Forschenden jetzt ihre neuen Erkenntnisse im medizinischen Fachmagazin The Lancet veröffentlicht.
Aus den aktuellen Studienergebnissen geht hervor: Ein Zielwert von unter 120 mm/Hg soll das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich verringern. Das Team um den Forschenden Jing Li untersuchte insgesamt 11.255 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 64,6 Jahren. Diese hatten aufgrund von Krankheiten wie Diabetes, Alter und anderen Faktoren wie Rauchen ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme. Die Proband:innen wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die teils mit Medikamenten für einen Zielwert von unter 140 mm/Hg beziehungsweise 120 mm/Hg eingestellt wurden.
Das Ergebnis: Von den Teilnehmenden mit Zielwert unter 120 mm/Hg erlitten im Nachbeobachtungszeitraum von durchschnittlich 3,4 Jahren rund 9,7 Prozent eine schwerwiegende kardiovaskuläre Erkrankung. Bei den Proband:innen mit höherem Zielwert waren es dagegen 11,1 Prozent.
Was bedeutet das Studienergebnis für unseren Blutdruck?
Jing Li, Direktor der Abteilung für Präventivmedizin am Nationalen Zentrum für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Peking, erklärte in der Studie: „Die Umsetzung dieser intensiven Behandlungsstrategie für Erwachsene mit hohem Risiko hat das Potenzial, mehr Leben zu retten und die Belastung der öffentlichen Gesundheit durch Herzkrankheiten zu verringern.“ Das sehen auch die Expert:innen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) so.
Weiterführende Studien aus Deutschland und den USA
Auch Kardiolog:innen aus den USA und Deutschland nahmen sich der Frage an, welcher Blutdruckwert die besten Chancen auf eine höhere Lebenserwartung bietet. Die beiden Teams rund um PD Dr. Bernhard Haring aus Homburg an der Saar und Prof. Dr. Michael LaMonte aus Buffalo (USA) untersuchten den systolischen Blutdruck von Frauen über 65 Jahren – denn Frauen sind mit steigendem Alter besonders gefährdet.
Die Ärzt:innen werteten Daten von knapp 17.000 Frauen aus. „Für alle Frauen, unabhängig vom Alter, war die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem systolischen Wert von 120 mmHg am höchsten – egal, ob der Blutdruck mittels Medikamente reguliert wurde oder nicht. Von denjenigen Frauen, deren systolischer Blutdruck zwischen 110 und 130 mmHg lag, hatten diejenigen mit einem Wert größer als 120 mmHg im direkten Vergleich eine geringere Überlebenswahrscheinlichkeit“, berichtet die DGK.
Der Zielwert bewegt sich laut Aussage der Mediziner:innen zwischen 110 mm/Hg und 130 mm/Hg – ideal seien 120 mm/Hg, wie auch die Kolleg:innen aus China feststellten.
Was tun bei zu hohem Blutdruck?
Zunächst einmal empfehlen die Mediziner:innen aus den Studien eine regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks. Das geht in der Hausarztpraxis oder mit Blutdruckmessgeräten für zu Hause. Bei auffälligen Werten außerhalb des angegebenen Normbereichs solltest du das weitere Vorgehen unbedingt immer individuell mit medizinischem Fachpersonal besprechen. Unterstützend kannst du auf eine ausgewogene Ernährung mit gesunden Fetten und wenig Salz sowie ausreichend Bewegung und Erholung achten. Diese Dinge sind ohnehin für deine allgemeine Gesundheit empfehlenswert.
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