Was machst du jeden Tag, ohne es bewusst zu bemerken? Richtig: Du atmest. Genaugenommen tätigst du mithilfe deiner Lunge am Tag bis zu 20.000 Atemzüge und sorgst so dafür, dass dein Organismus mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgt wird. Was für viele eine eher nebensächliche Tätigkeit ist, sollte allerdings nicht unterschätzt werden. Wie eine neu erschienene Studie nun zeigt, ist die richtige Atemtechnik nämlich wesentlich an unserer Gesundheit beteiligt…
IMST Atemtechnik: Das erwartet dich
Warum richtiges Atmen so wichtig ist
Zwei Dinge musst du über die Atmung wissen: Erstens haben äußere Reize darauf Einfluss, wie du atmest und zweitens ist die richtige Atmung wesentlich an dem Wohlbefinden deines Körpers sowie deiner Psyche beteiligt.
Bist du beispielsweise gestresst, atmest du schnell und flach. Das liegt daran, dass dein Nervensystem deinen Körper in den fight- or flight-Modus versetzt. In der Folge weiten sich deine Bronchien sowie deine Luftröhre, um dir den nötigen Sauerstoff für einen erhöhten Energieaufwand bereitzustellen.
Wer viel grübelt oder sich sorgt, atmet dagegen stockend. Ähnlich wie jemand, der unter Schock steht: Hier verkrampfen die Bronchien eher, man atmet weniger und hat mitunter das Gefühl, die Kehle würde sich zuschnüren. Das Problem bei dieser emotional bedingten Atmung: Der Körper wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. In der Folge können Symptome wie Antriebslosigkeit oder Kopfschmerzen auftreten.
Richtiges Atmen reduziert Stress & beugt Krankheiten vor
Wie wir atmen, hat andersherum also auch einen Einfluss auf unseren Körper und auch unsere Psyche. Wer bewusst und richtig atmet, wie beispielsweise bei der Yoga-Atmung, kann so unter anderem Stress reduzieren. Und dieses Wissen sollte man dringend im Hinterkopf behalten. Zumal zahlreiche Erkrankungen heutzutage durch Stress begünstigt werden.
Die richtige Atemtechnik kann demnach dafür sorgen, die eigene Gesundheit zu fördern. Eine bewusste Atmung kann zum Beispiel Schlafstörungen, dem chronischen Erschöpfungssyndrom, Burn-out oder Depressionen vorbeugen. Eine neue Studie zeigt nun, dass auch Menschen mit einem erhöhten Blutdruck von einer speziellen Atemtechnik profitieren können…
Adieu Blutdruck-Medikamente? Diese Atemtechnik soll gleich gut wirken
Wer bewusst atmet, versorgt den Körper sowie die Zellen besser mit Sauerstoff. So können sich die Hormone regulieren und die Organe regenerieren. Dass eine richtige Atmung daher auch indirekt gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt, weiß die Wissenschaft schon lange.
Eine neue Studie von der University of Colorado zeigt nun sogar, dass mithilfe der richtigen Atemtechnik der Blutdruck so gut gesenkt werden kann, als würde man regelmäßig trainieren oder Medikamente einnehmen.
Erschienen ist die Studie im Juni 2021 im Journal der American Heart Association. Sie liefert den bisher stärksten Beweis dafür, dass die spezielle Atemtechnik des inspiratorischen Muskelkrafttrainings, kurz IMST, eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen könnte.
Diese Erkenntnisse sind vor allem vor dem Hintergrund wichtig, da allein in den USA 65 % der Erwachsenen über 50 unter erhöhten Blutdruck leiden. Viele haben aber weder die Zeit noch die finanziellen Mittel, um die empfohlenen Trainingsmaßnahmen einzuhalten, die dieser Erkrankung vorbeugen könnten.
Daniel Craighead, Hauptautor der Studie und Assistent Research Professor am Department of Integrative Physiology, meint: „Es gibt viele Lebensstilstrategien, von denen wir wissen, dass sie Menschen helfen können, die kardiovaskuläre Gesundheit im Alter zu erhalten. Aber die Realität ist, dass sie viel Zeit und Mühe erfordern und für manche Menschen teuer und schwer zugänglich sein können. IMST kann in fünf Minuten bei Ihnen zu Hause durchgeführt werden, während Sie fernsehen.“
Atemtechnik IMST – Was ist das?
Schon mal von einem Krafttraining für die Lunge gehört? Nicht anderes versteckt sich hinter dem Hochresistenten inspiratorischen Muskelkrafttraining (IMST). Entwickelt wurde diese spezielle Atemtechnik ursprünglich, um schwerkranken Patienten mit Atemwegserkrankungen zu helfen.
Denn bei dieser speziellen Atmung fördert man neben dem Zwerchfell auch andere inspiratorische Atemmuskeln. Inspiratorisch sind die Muskeln, die der Einatmung dienen. Zur Ausatmung dienen dagegen die exspiratorischen Atem(-Muskeln).
Bei der Atemtechnik der IMST nutzt man ein Handgerät, welches beim Einatmen Widerstand leistet. Das Einatmen kann man sich in etwa so vorstellen, als würde man durch einen engen Schlauch Luft saugen.
Bereits 5 Minuten dieser Atemtechnik fördern die Gesundheit
Das Besondere an der Studie rund um Craighead war nun, dass die Proband:innen diese Atemtechnik nicht 30 Minuten, wie in früheren Versuchen, absolvieren sollten. Ihnen wurde lediglich ein Training mit 30 Inhalationen pro Tag und besonders hohem Widerstand verschrieben. Die Vergleichsgruppe bekam dagegen einen deutlich geringeren Widerstand verschrieben.
Die Studie konnte im Ergebnis herausstellen, dass allein dieses fünfminütige Training an jedem Tag der Woche bereits Einfluss auf das kardiovaskuläre System hat. Bei den Proband:innen handelt es sich um über 50-Jährige, die einen erhöhten Blutdruck aufwiesen. Sechs Wochen nach dem Versuch verzeichnete die Gruppe, die regelmäßig die ITMS Atemtechnik nutzte, einen deutlichen Rückgang des systolischen Blutdrucks.
Und zwar in etwa so, als hätten sie jeden Tag einen 30-minütigen Spaziergang gemacht oder als hätten sie blutdrucksenkende Medikamente eingenommen. Zudem hielt die Verbesserung des Gesundheitszustandes auch sechs weitere Wochen an.
Damit konnte die Studie eine zeiteffiziente Alternative zu anderen Trainingsprogrammen und gar zur Medikation aufzeigen: „Wir haben festgestellt, dass es nicht nur zeiteffizienter ist als herkömmliche Trainingsprogramme, sondern die Vorteile auch länger anhalten können“, betont Craighead.
Ist diese Atemtechnik für jede:n etwas?
Du bist bei diesen erstaunlichen Studienergebnissen neugierig geworden, ob auch du diese Atemtechnik zu Hause durchführen kannst? Die Wissenschaftler:innen raten dazu, zunächst einen Arzt oder eine Ärztin zu konsultieren und Rücksprache zu halten. Danach sollte der IMST Atemtechnik jedoch nichts im Wege stehen. Schneller und effizienter ist bisher kaum eine Methode, um der Herzgesundheit etwas Gutes zu tun!
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