Welche Symptome treten bei der Tokophobie auf?
Frauen, die bis hierhin gelesen haben, stellen sich nun vermutlich die Frage: Leide ich an Tokophobie? Die Frage können wir hier nicht beantworten, denn die Erhebung und Diagnose sollte von Psychologen vorgenommen werden. Sie erfolgt meistens durch einen Fragebogen.
Solltest du dich also in einigen dieser Symptome wiedererkennen, solltest du deinen Frauenarzt oder Allgemeinarzt nach einer Überweisung fragen, um zu klären, ob du betroffen bist.
Symptome können sein:
- wiederkehrende Albträume
- Konzentrationsschwächen
- Panikattacken
- Schweißausbrüche, Verspannungen, Atemnot
- psychosomatische Kopfschmerzen
Welche Folgen zieht die Angst nach sich?
Frauen, die unter dieser Angst leiden, entscheiden sich oft, alles zu tun, um nicht schwanger zu werden. Das kann doppelte Verhütung sein, aber teils sogar der komplette Verzicht auf Sex oder auch Vaginismus so groß ist die Angst. Sie schieben den Kinderwunsch vor sich her, mit dem dem Gefühl eigentlich dennoch schnellstmöglich schwanger werden zu müssen.
Sind sie schwanger, dann entscheiden sie sich öfter für einen Kaiserschnitt, auch wenn dieser medizinisch nicht notwendig gewesen wäre. Knapp 7 % aller Kaiserschnitte wird aufgrund von Tokophobie durchgeführt. Die Sicherheit, dass die Geburt geordnet und geplant verläuft, hilft ihnen mit ihrer Angst umzugehen.
Allerdings leiden Schwangere mit dieser Angst auch öfter unter Komplikationen während der Schwangerschaft und bauen oft langsamer ein Verhältnis zu ihrem Kind auf.
Ist die extreme Angst vor der Schwangerschaft begründet?
Diese Frage stellt sich schlussendlich, denn wenn von extremen Angstzuständen die Rede ist, dann stehen diese oft in keinem Verhältnis zu den eigentlichen Risiken. Also werfen wir einen Blick auf die aktuellen Zahlen aus Deutschland:
- die derzeitige Totgeburtenrate liegt bei 4 von 100 Kindern
- die Muttersterblichkeitsrate vor, bei und kurz nach der Geburt liegt bei 7 von 100.000 Frauen
- jedes dritte Kind kommt per Kaiserschnitt zur Welt
- 12 % aller Krankenhausgebärenden bekommen einen Damschnitt
- 10 % aller Geburten führen zu einem Dammriss
- Zahlen zur Gewalt bei der Geburt gibt es nicht genau, eine Umfrage des Stern fand, dass 91 % von 10.000 befragten Müttern unzureichend über Eingriffe während der Geburt aufgeklärt wurden, 56 % sprachen von Gewalt. Diese Zahlen stimmen mit den Schätzungen von der Soziologin Christina Mundlos überein.
- Genaue Zahlen zum Anteil an Geburten mit Komplikationen gibt es nicht. lediglich Zahlen, die sich auf einzelne Komplikationen beziehen.
Es gibt also durchaus Gründe Angst oder zumindest Respekt vor der Schwangerschaft zu haben. Hinzu kommt, dass unsere Gesellschaft und Medien nun sensibilierter sind für Themen wir Gewalt bei der Geburt und auch mehr Frauen darüber sprechen. Es kommt uns dann schnell so vor, als hätte jede Frau eine Horrorgeburt.
Was kannst du tun, bei großer Angst vor der Geburt?
wmn hat mit der Psychotherapeutin Friederike Krusch darüber gesprochen, was gegen die allgemeine Angst vor der Geburt helfen kann. Unser Interview legen wir dir wärmstens ans Herz.
Der erste Schritt ist, sich diese Ängste bewusst zu machen und darüber zu sprechen. Solltest du bei dir selbst Tokophobie vermuten und es beeinträchtigt dein Leben oder Kinderwunsch, solltest du dir immer professionelle Hilfe suchen. Wie jede andere Phobie gibt es eine Reihe an therapeutischen Möglichkeiten, diese zu behandeln.
Du kannst dich an Angebote von Frauengesundheitszentren wenden oder an Praxen, die sich auf Schwangere spezialisiert haben.
Fazit: Die Angst vor der Schwangerschaft sollte dir nicht im Weg stehen
Wir müssen es nicht schönreden: Geburten sind ein Risiko und sie sind in den wenigsten Fällen angenehm. Solltest du keine Kinder wollen, dann ist das vollkommen okay. Wenn du unentschlossen bist oder sogar welche haben möchtest, dir die Angst aber im Weg steht, solltest du versuchen, diese behandeln zu lassen, um herauszufinden, was du wirklich willst. Hält dich nur die Angst davon ab oder steckt da mehr dahinter? Beziehe auch den oder die Partner:in in deine Zweifel mit ein und sprecht darüber.
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