Bei wmn küren wir jede Woche eine starke und inspirierende Frau zu unserer wöchentlichen Heldin. Diese Frauen empowern uns und reißen uns mit ihren starken Aussagen mit. Diese Woche möchten wir euch Mia Pejic vorstellen, die einigen von euch sicher auch unter ihrem Instagram-Namen @mymiapage bekannt ist. Mia ist Mindset-Coach und gibt regelmäßig Workshops zum Thema Selbstbewusstsein und Erfolg. Auf Instagram lassen sich über 100.000 Follower:innen täglich von ihr inspirieren. Wir stellen dir diese beeindruckende Frau vor.
„Ich stand dann auf der Straße und hatte rein gar nichts.“
wmn: Hallo Mia, welches Zitat inspiriert dich persönlich tagtäglich?
Mia Pejic: Für mich ist eines der inspirierendsten Zitate: „Jeder Schmerz geht irgendwann vorbei.“ Wer meine Lebensgeschichte kennt, weiß auch, welche Tiefe dahinter steckt. Mich persönlich hat dieses Zitat immer wieder aufgebaut.
wmn: Möchtest du dort gleich mal einsetzen und einen kleinen Abriss über dein Leben geben?
Mia Pejic: Ich bin in einer Sekte reingeboren, habe dort für eine lange, lange Zeit gelebt – nach den Gesetzen, die dort herrschen – und habe alles gemacht, was sie wollten. Sie wollten auch, dass ich früh heirate – auch das habe ich getan. Ich habe mich mit 17 verlobt, mit 18 wurde dann geheiratet, weil ich gehofft habe, dass ich dadurch an einen besseren Ort als meinem zuhause komme. Dann war ich fast sechs Jahre verheiratet. Die Ehe war von verschiedenen Formen der Gewalt geprägt. Ich habe ein Kind verloren in dieser Zeit. Dann habe ich von heut auf morgen gesagt „Mir reicht es mit der Gesellschaft, den Freunden und der Ehe.“ Ich stand dann auf der Straße und hatte rein gar nichts. Von dort an habe ich mir meinen Weg erkämpft.
wmn: Wie kam es denn dazu, dass du dir ein Herz gefasst hast, einen Instagram-Kanal zu gründen und dort Zitate und Lebensweisheiten zu teilen?
Mia Pejic: Ich weiß noch ganz genau, dass mich an einem Tag drei Freundinnen angerufen haben. Alle drei haben am Telefon geweint, weil ihr Freund gerade nicht ihre WhatsApp-Nachrichten liest, aber ihre Instagram Story guckt. Diese starken, intelligenten Frauen waren so verzweifelt, dass ich an diesem Tag verstanden habe „Okay, da draußen gibt es Menschen, die bezüglich ihres Selbstwertes und Selbstbewusstseins wirklich Hilfe brauchen“. Ich weiß, was diese Frauen draufhaben, aber sie konnten es nicht zeigen. Daraufhin habe ich mir gedacht, dass es gut sein kann, dass die eine oder andere dort draußen auch Hilfe braucht.
„Lass niemals die erste Sekunde verstreichen, sondern brenne von Beginn an.“
wmn: Du machst viele Videos zum Thema Selbstbewusstsein, Selbstdarstellung und auch Ausdrucksweise, also wie man sich als Frau besonders gewählt und eloquent ausdrücken kann. Verrate uns doch deine Top-3-Tipps, wie man in einem Bewerbungsgespräch möglichst selbstbewusst auftreten kann.
Mia Pejic: Die ersten Sekunden im Bewerbungsgespräch sind die wichtigsten. Menschen entscheiden innerhalb von Millisekunden, was sie von dir halten. Deswegen ist es extrem wichtig, dass du selbst entscheidest, was andere von dir halten sollten. Das heißt, lass niemals die erste Sekunde verstreichen, sondern brenne von Beginn an. Es ist ein Phänomen, dass wir Menschen unsere Meinung über jemanden, in den ersten Sekunden eines Gesprächs treffen. Danach ist es egal, was die Person sagt, wir suchen nur noch nach Dingen, die diese Meinung bestätigen. Das heißt, sorge dafür, dass dein erster Eindruck auch bei deinem Gegenüber Eindruck hinterlässt.
Tipp Nummer Zwei: „Sag nie wieder ‚aber‘!“ Alles vor dem Wort ‚aber‘ wirkt bei uns Menschen wie eine Lüge. Du solltest deshalb nicht sagen: „Ich gebe mein Bestes, aber …“ sondern „Ich gebe mein Bestes und ich werde schnell lernen und wachsen und vorankommen.“ Und der dritte Tipp lautet, dass es extrem wichtig ist, dass du auf deine Stimme achtest. Wenn deine Stimme zu schrill oder zu hoch ist, klingst du, egal was du sagst, nie selbstbewusst. Deswegen achte darauf, eine kräftige, tiefe Stimme zu haben.
„Deine Energie ist das Allerwichtigste.“
wmn: Ich würde dir gerne drei Urban Legends beziehungsweise drei Mythen vorstellen, die so im Internet zum Thema „Auftreten in Bewerbungsgesprächen“ kursieren und dich bitten, dass du Stellung dazu beziehst. Stimmt es, dass man im Bewerbungsgespräch niemals seine Haare offen tragen sollte.
Mia Pejic: Das habe ich noch nie gehört. Aber es stimmt natürlich, dass man mit seiner Frisur spielen kann. Geschlossene Haare, ein Dutt oder streng zusammengebundene Haare, haben eine bestimmte Wirkung auf dein Gegenüber. Genauso haben offene Haare natürlich eine andere Wirkung. Du bist jedoch die Person, die entscheidet, wie sie wirken möchte. Im besten Fall trägst du einfach das, womit du dich wohlfühlst, denn deine Energie ist das Allerwichtigste. Egal, ob die Haare offen oder zu sind.
wmn: Den nächsten Mythos hast du eben schon ein bisschen angeschnitten: Sollte man seine Stimme etwas tiefer verstellen sollte, um seriöser zu wirken?
Mia Pejic: Auf jeden Fall. Ich meine, du kannst dich hinstellen und die intelligenteste Person der Welt sein. Wenn du allerdings die ganze Zeit mit einer sehr hohen Stimme redest, können dir Personen einfach nicht lange zuhören. Das ist bei allen Menschen so. Deshalb gilt: Umso tiefer und langsamer du sprichst und wirklich darauf achtest, jedes Wort bewusst auszusprechen, desto souveräner nehmen dich die Menschen wahr.
wmn: Meinst du, es hilft bei einem Bewerbungsgespräch lange Augenkontakt zu halten?
Mia Pejic: Wenn du der Person Angst machen möchtest, auf jeden Fall. In der Psychologie gibt es das Phänomen, dass wenn du einer Person während du mit ihr redest ununterbrochen in die Augen schaust, sie vergisst, was du gesagt hast. Das heißt, natürlich ist ein Augenkontakt wichtig, allerdings solltest du niemals krampfhaft die Menschen anstarren, sodass es unangenehm wird. Es gibt einen kleinen geheimen Trick, wie du Sympathie in deinem Gegenüber erwecken kannst. Dazu solltest du immer mal wieder mit deinen Blicken zwischen linkem Auge, rechtem Auge und Mund wechseln. Das lässt dich sympathisch wirken.
„Wir dürfen nicht immer zu allem Ja und Amen sagen, sondern müssen lernen, unsere Energie zu nutzen.“
wmn: Dein Instagram-Kanal ist primär auf Frauen ausgelegt. Warum möchtest du besonders Frauen helfen, sich in der Businesswelt zu behaupten?
Mia Pejic: Ich möchte, dass wir Frauen unsere weibliche Energie nutzen und die Stärke, die dahinter steckt, fördern. Es ist ganz wichtig, dass wir nicht immer zu allem Ja und Amen sagen, sondern lernen, unsere Energie zu nutzen. Vor allem in der Businesswelt, ist das ein riesiger Vorteil. Wir müssen nur lernen, diese Energie freizusetzen.
wmn: Was ist deiner Meinung nach der Weg zu beruflichem Erfolg?
Mia Pejic: Beruflicher Erfolg ist in meinen Augen, wenn ich in der Lage bin, das zu machen, was mir Spaß macht. Das muss nicht heißen, dass wir alle CEOs werden oder riesengroße Unternehmen führen. Es ist egal, ob du Entrepreneur oder Gärtner:in bist. Wenn du das Gefühl hast, dass du komplett erfüllt bist und liebst, was du tust, dann hast du Erfolg.
wmn: Wie definierst du Erfolg für dich persönlich?
Mia Pejic: Für mich persönlich ist, Erfolg die absolute Freiheit. Wenn ich das machen kann, was ich möchte, mit wem ich möchte und so oft ich möchte – das ist für mich Erfolg.
- Du willst weitere weekly heroines kennenlernen? Dann schau hier vorbei:
- Mogli im Interview: „Wir müssen unsere Privilegien richtig nutzen“ – wmn
- Our weekly heroine: Jaqueline Scheiber über Body Neutrality & Bodyshaming – wmn
- Lisa Larissa Strahl über Bibi Blocksberg & Female Empowerment – wmn
wmn: Welche Veränderung in deinem Mindset hat dazu geführt, dass du erfolgreich geworden bist?
Mia Pejic: Das Buch „Denke nach und werde reich“ von Napoleon Hill hat mir sehr geholfen. Außerdem hatte ich ein Gespräch mit einem netten Herren, der mir gesagt hat „Geld verdient man nicht, Geld sammelt man.“ Das hat etwas in meinem Mindset verändert. Ich habe plötzlich nach Wegen gesucht, um Geld zu sammeln, nicht um Geld zu verdienen. Und das hat einen riesengroßen Unterschied in meinem Leben gemacht.
wmn: Welche Hürden waren auf deinem Weg am schwersten zu überwinden?
Mia Pejic: Ich bin sehr schüchtern. Ich glaube auch, dass Schüchternheit etwas ist, was man nicht ablegen kann. Ich musste lernen, mit meiner Schüchternheit umzugehen. Irgendwann habe ich dann auch gemerkt, dass meine Schüchternheit eine riesengroße Superkraft ist und dass man sie auch gut benutzen kann.
wmn: Welche Menschen, Bücher oder Ratgeber haben, dich besonders inspiriert haben und auf deinem Weg begleitet haben?
Mia Pejic: Zum einen das bereits erwähnte Buch von Napoleon Hill. Das ist auf jeden Fall klasse. Ein weiteres Buch, das mir extrem geholfen hat, war „Das Kind in dir muss Heimat finden“. Denn bevor du hinausgehst und das große Business startest, musst du erst die Blockaden in dir lösen. Sonst führt das dazu, dass du denkst, du hättest all deinen Erfolg nicht verdient. Und das dritte Buch, was ich absolut liebe, ist „Soul Master“ von Maxim Mankevich.
wmn: Du bist jeden Monat auf etlichen Events. Du hältst Vorträge und Workshops. Wie schaffst du es, ganz persönlich, eine Work-Life-Balance zu haben?
Mia Pejic: All die Workshops und Events, die ich mache, liebe ich. Es fühlt sich nicht an wie Arbeit, sondern ist warte förmlich darauf, dass ich wieder jemandem helfen kann, jemanden coachen kann und auf der Bühne stehen kann und darf. Das fühlt sich an wie Leben. Das ist meine Form von Erfolg. Deswegen ist es weniger Balance, sondern einfach mein Leben, das mir Spaß macht.
wmn: Vielen, vielen Dank für das tolle Interview. Ich glaube, wir konnten alle sehr viel von dir lernen.