Kann eine zweifache Mutter dem Job der Kanzlerin gerecht werden? Diese sexistische Frage musste sich die Grünen-Chefin Annalena Baerbock besonders zur Bekanntgabe ihrer Kanzlerkaditatur immer wieder in Interviews anhören. Vor allem konservative Männer glauben dieses Thema ansprechen zu müssen. Wie sexistisch das ist, haben gleich mehrere User:innen in den Sozialen Medien gezeigt, indem sie den Spieß einfach umgedreht und die Fragen den männlichen Bewerbern auf den Regierungsposten stellen.
Annalena Baerbock ist jeder Menge Sexismus ausgesetzt
Annalena Baerbock macht’s! – Diese Meldung schlug im April ein wie eine Bombe. Zum ersten Mal haben die Grünen eine Frau als Kanzlerkandidatin aufgestellt. Und ja, Armin Laschet macht’s auch. Und zwar für die CDU. Auch diese Meldung sorgte für Wirbel – mit einem entscheidende Unterschied. Der männliche Kanzlerkandidat wurde nicht gefragt, wie er Familie und Beruf unter einen Hut bringen will. Baerbock schon.
Zugegeben, Annalena Baerbock hat Kinder, die noch betreuungsbedürftig sind. Laschets Tochter und seine zwei Söhne sind alle aus dem Haus. SPD-Kanzlerkandiat Olaf Scholz wiederum ist kinderlos und bekommt solche Fragen gar nicht erst gestellt. Trotzdem wirkt es übergriffig, und ja, eben auch sexistisch, wenn nur Annalena Baerbock solche unterschwelligen Bedenken zu hören bekommt.
Was würde Laschet auf diese Fragen antworten?
Wie sexistisch viele Fragen an Annalena Baerbock sind, zeigt jetzt ein TikTok-User in einem Video. Die User:in gazelleisherxname hat den Spieß einfach umgedreht und die Sätze, die sich sonst die Grünen-Politikerin anhören muss, an die männlichen Kanzlerkandidaten gerichtet.
So erzählt er mit gespielter Skepsis: „Ein Mann als Bundeskanzler? Kann er denn die Auto, Fußball-EM und Karriere, unter einen Hut bringen?“ Und auch das Thema Nachwuchs wird aufs Korn genommen: „Was ist denn, wenn der noch Kinder haben will? Der kann doch nicht die Kinder erziehen und gleichzeitig das Land regieren.“ Das Reduzieren aufs Äußere nimmt der User ebenfalls auf die Schippe: „So wie der sich anzieht, hab ich kein Respekt vor ihm. Der braucht mal frische Farben, ein anderes Make up. Das wird ihm gut tun.“ Aber sieh einfach selbst:
Damit ist gazelleisherxname nicht die erste User:in, die zeigt wie absurd die Unterscheidung zwischen Mann und und Frau ist. Auch die Autorin Mia Latkovic hatte im April auf Instagram bereits Armin Laschet und CSU-Kollegen Markus Söder die Fragen gestellt, die sonst Annalena Baerbock beantworten soll. Damals machte sich Bayerns Ministerpräsident ebenfalls Hoffnung als Kanzlerkandidat aufgestellt zu werden.
Eine Auswahl gefällig? Here we go: „Herr Laschet, wie würden Sie die Aufgaben als Kanzler mit ihrer Familie vereinbaren?“ ist in den Posting zu lesen. Oder auch „Herr Söder, Sie gelten als jemand, dem es gelingt, Beruf und Privates zu vereinbaren. Sind Sie ein Powermann?“. Wie Laschet und Söder wohl auf solche sexistischen Fragen reagieren würden? Deren Gesichter möchten viele wohl nur zu gerne sehen.
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Diese Fragen gehen gar nicht – weder für Frauen noch für Männer
Für das Posting mit den sexistischen Fragen, die sonst Annalena Baerbock abbekommt, gab es jede Menge Likes. Über 141.000 User:innen clickten bereits das Herzchen. Dazu kommen tausende Kommentare, die die Aktion befürworten. „Spiegel vorhalten on point? Danke“, schrieb zum Beispiel cosmo_mel. „Ich stelle mir gerade die Pressekonferenz vor, in der alle genannten plus Frau Merkel sitzen und du todernst diese Fragen stellst.“
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Und Userin meli.p82 meinte sogar: „Habe mich tatsächlich selbst dabei ertappt, als mir die Gedanken kamen, wie Frau Baerbock die Kandidatur und mögliche Kanzlerschaft mit der Familie vereinbaren will…“ gab sie zu. „Und dann ist mir aufgefallen, dass ich bei den anderen Kandidaten nicht mal wüsste, wie die Familienverhältnisse sind?Danke für den Reminder?♀️?“ Mittlerweile hat die Autorin Mia Latkovic die Kommentare ausgeschaltet. Hoffentlich nicht, weil auch sie mit Sexismus konfrontiert wurde.
Disclaimer: Wir von wmn geben keine Wahlempfehlungen. Jedem Menschen ist es komplett selbst überlassen, was er oder sie bei der Bundestagswahl wählen will. Alles, was wir tun wollen, ist zu informieren und dazu aufzurufen, überhaupt in die Wahlkabine zu gehen.
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