Wie man Catcalling abwehren kann
Nur weil wir keine Schuld tragen, zieht uns das leider nicht aus der Misere. Denn von allein werden Catcalls auf offener Straße kein Ende finden. Hier hilft nur immer und immer weiter zu sensibilisieren und nicht leiser, sondern immer lauter zu werden. Und hierbei appelliere ich nicht nur direkt an alle Leserinnen, sondern spreche auch die Männer an, die nicht länger wegsehen sollen. Ein „Ich mache so etwas ja nicht“ hilft uns Frauen nicht. Solidarisiert euch, statt euren Hals aus der Schlinge zu ziehen und lasst Alltagssexismus auch zu eurem Problem werden.
Derweil finden sich vor allem Online verschiedene Räume, die sich gegen Catcalling zur Wehr setzen. Instagram-Seiten wie catcallsofnyc oder das süddeutsche Pendant catcallsofmuc machen kreativ auf das Problem aufmerksam: Sie posten Bilder, auf denen Catcall-Storys nacherzählt werden.
Mit Kreide wird die Story auf den Gehweg geschrieben, der Ort des Geschehens – besser gesagt Tatort – war. Wer sich so durch die Instagram-Seite scrollt, versteht zum einen die Ausmaße des Alltagssexismus. Auf der anderen Seite bemerken Frauen, dass sie nicht allein sind. Natürlich bekommen so auch Männer Einblicke in die alltägliche Realität von vielen Frauen.
Drei Tipps für akute Catcalls
Diese Online-Aktionen wollen vor allem eines: Aufmerksamkeit schaffen. Leider helfen sie nicht dabei, Catcalling aktiv abzuwehren.
Das Grundproblem: Sich gegen Alltagssexismus zu wehren fällt schwer. Es kostet Kraft. So geben ganze 74 % der Frauen (und 65 % der Männer) in einer Pilotstudie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an, dass es ihnen schwerfällt, sich gegen Sexismus zu Wehr zu setzen. Vor allem wenn es sich um Bekannte handeln würde. Bei Fremden nimmt die Bereitschaft dagegen zu.
Wer bereits selbst Alltagssexismus ausgesetzt war, wird um die Ohnmacht wissen, die einen überkommen kann. Zudem mangelt es häufig an praktischen Tipps, wie man sich in solchen Situationen behaupten kann. Daher zeigen wir dir hier, wie du dich praktisch gegen Catcalls zur Wehr setzten kannst! Welchen Weg du wählst, bleibt dabei völlig dir überlassen. Denn um Catcalling abzuwehren, gibt es nicht nur den einen richtigen Weg. Das ist sowohl typen- als auch situationsabhängig.
1. Konfrontation
Vielleicht brennt seit Längerem ein kleines Feuer in dir? So geht es jedenfalls mir. Catcalls lasse ich schon lange nicht mehr auf mir sitzen. Stattdessen konfrontiere ich die Täter. Solltest du dich ebenfalls für diesen Weg entscheiden, beachte Folgendes:
- Bleibe körperlich auf Abstand.
- Sieze die Person (um auch verbal auf Abstand zu bleiben) und sage: Lassen Sie das. Ich möchte nicht, dass Sie mir hinterherpfeifen. Das ist belästigend.
- Vermeide es, dich auf ein Gespräch einzulassen. Stelle also keine Fragen.
- Sprich laut, deutlich und selbstsicher. Achte auch auf eine aufrechte Körperhaltung.
- Ganz wichtig: Drehe dich danach um und gehe, auch wenn dir hinterhergerufen wird.
2. Ignoranz
Dieser zweite Tipp wird wohl von den meisten Frauen bereits umgesetzt, ohne dass sie darin eine Strategie sehen. Doch diese Strategie ist einfach wie wirkungsvoll. Zwar wird der Täter nicht darauf hingewiesen, was er falsch macht. Aber so sparst du es dir zumindest, deinen Puls auf Hochtouren zu bringen. Was es zu beachten gibt:
- Lass dich nicht irritieren und aus dem Konzept bringen.
- Gucke nicht schüchtern auf den Boden, sondern gehe erhobenen Hauptes deinen Weg. Körpersprache ist hier alles.
3. Selbst Pfeifen
Im Interview mit jetzt.de macht Etta Hallenga aus der Frauenberatungsstelle in Düsseldorf den Vorschlag, einfach selbst zurückzupfeifen. Warum das sinnvoll sein kann:
- Frauen bekommen in dem Moment eine eigene Stimme, ohne Worte nutzten zu müssen.
- Die Täter zeigen sich zumeist völlig irritiert von der Situation.
Du möchtest mehr zum Thema Alltagssexismus lesen und lernen, welche Situationen eindeutig dazugehören? Weiter gehts auf Seite drei…