Schon seit Jahren werden Little Mix als die erfolgreichste Girlband aller Zeiten gehandelt. Die vier Britinnen sind unfassbare Entertainment-Talente und ihre Gesichter sieht man sowohl auf den großen Leinwänden als auch auf den Showbühnen der ganzen Welt. Immer wieder hören wir aber gerade aus dieser Ecke des Show-Business, dass nicht immer alles nur gut Kirschenessen ist.
Bei wmn honorieren wir jede Woche eine oder mehrere Frauen, die uns inspirieren und von denen wir uns eine Scheibe abschneiden können. Im Interview mit Little Mix wird klar, wie groß der Druck auf die vier Mädels ist und wie sie damit persönlich umgehen. Außerdem haben wir aus Perrie einige Tipps im Umgang mit einer coronabedingten Depression herauskitzeln können.
Little Mix, kurz & knackig
- Sie werden seit Jahren als die erfolgreichste Girlband aller Zeiten gehandelt. Ja, sogar erfolgreicher als die Spice Girls, denn Little Mix räumen vor allem auf dem riesigen Online-Markt ab.
- Allein auf Spotify haben die Ladys im Monat 20 Millionen monatliche HörerInnen.
- Little Mix besteht aus 4 britischen Ladys, die sich gemeinsam vom britischen X-Factor an die Spitze der Weltcharts gekämpft haben.
Interview mit Perrie von Little Mix
wmn: Wie seid ihr denn eigentlich auf den Namen Little Mix gekommen? Für mich klingt das sehr ironisch, wo ihr Mädels doch alles andere als “little” seid? Inwiefern passt der Name zu euch?
Perrie: lacht. Eigentlich sollten wir “Rhythmix” heißen. Diesen Namen fanden wir alle großartig! Aber den Namen mussten wir aus rechtlichen Gründen ändern, denn er war schon zuvor urheberrechtlich geschützt worden. Da ist uns “Little Mix” eingefallen, was vor allem deshalb zu uns passt, weil wir alle so klein sind.
Außerdem sind wir ein bunter Mix aus verschiedenen Charakteren. Jede von uns hat ihre ganz eigene Skills und Vorlieben.
wmn: Euer sechstes Album kommt im November 2020 heraus, es wird Confetti heißen.
Was ist so besonders an diesem Album?
Perrie: Das Album ging uns sehr leicht von der Hand. Wir haben uns absolut keinen Druck gemacht, sondern es ist organisch und natürlich aus uns heraus entstanden. Ohne Druck arbeiten zu können, kommt in unserem Job nicht besonders oft vor. Es war erfrischend einfach nur Musik zu schreiben, die wir selbst gern hören.
wmn: Wie würdest du eure Musik in wenigen Worten beschreiben? Wenn ich das neue Album höre, dann ist das erste Wort, das mir dazu einfällt “addictive” (süchtig machend). Ist das eure Intention: Die Menschen süchtig zu machen?
Perrie: lacht. Das klingt gut! Es wäre wunderbar, wenn die ganze Welt süchtig nach der Musik von Little Mix wäre.
Überlegt. Meine Assoziationen mit unserer Musik sind wohl eher Wörter wie eingängig und spaßig. Es ist “feel good”-Musik.
wmn: Ich hätte gedacht, dass sich in der Liste deiner Wörter auch Messages widerspiegeln, die Frauen empowern sollen. Ist das nicht einer eurer wichtigsten Gründe, Musik zu machen?
Perrie: Ja, Empowerment ist uns auch wichtig. Wir wollen, dass die Menschen, die unsere Musik hören, sich gut in ihrer Haut fühlen, um gestärkt und selbstbewusst aufzutreten.
wmn: Das passt zu dem, was ihr über eure Vergangenheit sagt. Ihr habt wohl alle Probleme mit dem Druck der Musikindustrie und dem Image eines “perfekten Körpers” zu kämpfen gehabt.
Kleiner Rückblick:
Jesy hatte lange Probleme damit ihren eigenen Körper zu akzeptieren. Sie hat sogar vor einigen Jahren versucht, sich das Leben zu nehmen, weil sie mit dem Druck, den die sozialen Medien auf sie ausübten, nicht klarkam.
Jade genauso. Sie erholt sich noch immer von einer Magersucht, die sie als Teenager quälte.
Leigh-Anne macht sich heute noch immer dafür stark, dass vor allem Frauen eine lautere Stimme bekommen und nicht unter gesellschaftlichen Druck gestellt werden. Als schwarze Frau weiß sie, wie es ist, unter besonderer Beobachtung zu stehen und immer unterschätzt zu werden.
Perrie äußerte sich ebenfalls bereits kritisch zu den falschen Körperidealen, die Social Media uns am liebsten allen aufdrücken will und leidet eigenen Aussagen zufolge unter einer Angststörung.
wmn: Kannst du mir erklären, wie ihr diese Probleme niedergelegt habt und wie ihr heute damit umgeht?
Perrie: Es hilft vor allem, dass wir gemeinsam an unseren Problemen arbeiten. Niemand anders in der Welt weiß, was wir durchmachen. Zwar können wir uns alle sehr glücklich schätzen, dass wir da sind, wo wir sind. Wir würden das aber niemals für selbstverständlich halten.
Dennoch ist es wichtig, dass wir uns auch mal scheiße fühlen dürfen. Auch jetzt noch. Und wenn wir uns scheiße fühlen, dann hilft es sehr, wenn wir zusammen sind und nicht allein da durch müssen.
Immerhin schaut uns die ganze Welt zu und das kann auch alles andere so wirken lassen, als wäre es viel größer und wichtiger, als es ist.
Also versuchen wir einfach, uns mit positiven Menschen und positiven Vibes zu umgeben. Das hilft wirklich dabei, uns vom Negativen zu distanzieren.
wmn: Welche schlimmen Begegnungen mit den Medien hattet ihr denn?
Perrie: Es passiert sehr häufig, dass Zeitungen sich negative Dinge über uns aus den Fingern saugen. Es ist so schade, dass Menschen, die im Rampenlicht stehen, zwangsläufig mit so etwas konfrontiert werden müssen. Das dürfte eigentlich gar nicht erlaubt sein. Aber das ist es leider. Mehr noch: Es ist regelrecht zum Trend geworden, uns öffentlich schlecht zu machen.
Da müssen wir wohl einfach durch. Wir müssen uns einfach ein sehr dickes Fell zulegen. Die Menschen werden uns immer kritisieren, damit müssen wir einfach klarkommen. Schlimm wird es erst dann, wenn die Kritik darüber hinausgeht, welche Schuhe und welches Make-Up du trägst. Wenn es wirklich persönlich wird, beginnt man wirklich zu leiden.
Going through something hard is shit enough as it is without having magnifying glass on you and someone watching your every move.
wmn: Wir sind gerade in wirklich komischen Zeiten gefangen: Corona fesselt uns an unsere Wohnungen und wir haben den ganzen Tag lang Zeit, Social Media zu konsumieren. Seither sind die Zahlen für Depressionen, Selbstzweifel und Essstörungen in Haushalten weltweit nach oben geschossen.
Hast du einen Tipp für unsere Leserinnen, wie man sich diesem Sog der Coronadepression entziehen kann?
Perrie: Die Unsicherheit dieser Tage ist einfach nur schrecklich. Wie du schon sagst, fühlen sich die Menschen immer ängstlicher und gestresster wegen Corona. Viele sind einfach einsam. Ich denke, der einzige Weg, um sich keinen solchen Stress zu machen, ist es, diese Zeit als Chance zum Durchatmen zu sehen.
Ich denke wir sollten versuchen, positiv auf die Situation zu blicken, anstatt es als negativ und angsteinflößend wahrzunehmen. Gönn dir ein wenig Me-Time und überlege, was dich wirklich glücklich macht. Zusätzlich ist eine große Pause von Social Media immer sehr ratsam.
wmn: Funktioniert das für dich, wenn du allein Zuhause bist?
Perrie: Ich kann gar nicht alleine Zuhause sein, weil ich sehr stark unter Angststörungen leide. Meine größte Angst in der Welt ist es, allein gelassen zu werden. Aber der Lockdown hat mir auf jeden Fall gezeigt, was ich brauche, was ich will und was mich glücklich macht. Es hat mir gezeigt, wie hart wir in den letzten 10 Jahren gearbeitet haben, ohne jemals eine echte Pause zu machen. Wir mussten alle mal auf die Pausetaste drücken und durchatmen.
wmn: Was macht dich denn glücklich?
Perrie: Meine Freunde, meine Familie, meine Hunde. Meine Liebsten eben. Und singen. Immer, wenn ich einen besonders hohen Ton treffen, dann ist das wie ein High für mich.
wmn: Du und die anderen Mädels von Little Mix verkörpert das, was jeder Mann haben will und jede Frau sein will. Ihr habt die perfekten Körper, die perfekten Dance Moves und die perfekten Stimmen. Gleichzeitig steht ihr dafür ein, dass man eben nicht “perfekt” sein muss, um etwas wert zu sein.
Wie könnt ihr davon ausgehen, dass junge Frauen nicht gerade euretwegen in eben die Selbstzweifel verfallen, die ihr ihnen eigentlich austreiben wollt?
Perrie: Uns geht es vor allem um die richtige Balance. Natürlich leben wir gerade das verrückte und glamouröse Leben eines Popstars. Doch gleichzeitig sind wir einfach nur vier normale Mädchen, die in der englischen Working Class aufgewachsen sind. Wir sind sehr weit davon entfernt, perfekt zu sein.
Und wir halten nicht damit hinter dem Berg, dass wir, obwohl wir Popstars sind, auch mal schlechte Tage haben. Mir passiert es auch manchmal, dass ich in den Spiegel schaue und mich nicht leiden kann. Ich gehe oft sehr hart mit mir ins Gericht.
Mir ist es wichtig, dass Menschen auf Instagram sehen, wie viel Fake dabei ist. Natürlich sind wir im Fernsehen total aufgebrezelt, aber die meiste Zeit sehen wir einfach nur scheiße aus.
… most of the time we look like shit.
wmn: Das Wort “Feminismus” hat viele verschiedene Bedeutungen und es wird von Männern und Frauen gleichermaßen sehr kritisiert. Was bedeutet Feminismus für euch? Gibt es deiner Meinung nach einen “falschen” Ansatz beim Feminismus?
Perrie: Ich denke, du hast recht, dass man, wenn man sich als Feministin zeigt, sehr oft auf Widerstand stößt. Dann wirst du als weinerliches Mädchen hingestellt, die Männer hasst und sich nur beschweren will. So werden Feministinnen leider gesehen, obwohl wir Frauen eigentlich nichts anderes wollen als Gleichberechtigung.
Wir wollen uns stark in unserer eigenen Haut fühlen und nicht von oben herab behandelt werden. Egal, ob wir mit Männern oder Frauen zusammenarbeiten. Unsere Stimmen müssen genauso laut sein wie die von Männern.
Outest du dich heutzutage als Feministin, schauen die Leute dich von herablassend an und denken “Oh, wirklich?”. Ich weiß nicht, warum das Wort so ein Stigma hat. Hoffentlich ändert sich das ein wenig schneller als jetzt. Im Moment geht mir das einfach zu langsam.
wmn: Habt ihr schon mit Dingen wie Mansplaining zutun gehabt?
Perrie: Ohja, natürlich. Am Anfang unserer Karriere hat uns niemand zugetraut, dass wir wussten, was wir taten. Viele Menschen hatten das Gefühl, sie müssen uns erklären, was zutun ist. Aber das stimmte nicht. Wir waren vier starke Frauen, die genau wussten, was sie wollten.
Zum Glück sind heute alle Männer in unserem Team nicht so drauf. Das liegt aber auch daran, dass wir uns entschieden haben, nicht mehr mit solchen Männern zu arbeiten.
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