Wenn die Singer/Songwriterin ela. den Raum betritt, ändert sich die Stimmung sofort. Man kann noch so müde oder schlecht gelaunt sein, mit ihrer Energie und Lebensfreude bringt sie einen binnen Sekunden zum Lächeln. Damit nicht genug, beweist sie, dass sich mit viel Selbstvertrauen und einer gesunden Portion Fleiß so ziemlich alles erreichen lässt. Aus diesen Gründen ist sie unsere weekly heroine.
Jede Woche küren wir bei wmn eine großartige Frau, die eine solche Zugkraft besitzt, dass wir nicht anders können, als uns von ihr empowern und inspirieren zu lassen. Wir haben das Powerbündel mit dem gebürtigen Namen Elżbieta Steinmetz interviewt und mehr darüber erfahren, vor welchen Herausforderungen sie in ihrer jungen Karriere bereits stand.
Du bist lesefaul? Dann habe ich eine gute Nachricht für dich! Das gesamte Interview mit ela. kannst du hier im Video ansehen. Viel Spaß!
ela. – kurz & knackig
Du hast keine Ahnung, wer ela. eigentlich ist und was sie so treibt? Hier ein paar Fakten, um das schleunigst zu ändern:
- Elżbieta Steinmetz ist der gebürtige Name der Künstlerin, die von allen nur ela (gesprochen Ella) genannt wird.
- Ihr Spitzname ist mittlerweile ein bekannter Künstlername: Die Songs von ela. werden auf Spotify millionenfach geklickt
- Die 29-Jährige ist in der Ukraine geboren, lebte kurz in Polen und zog mit acht Jahren mit ihrer Mutter nach Deutschland zu ihrem Stiefpapa.
- Ihr musikalisches Talent kommt nicht von irgendwoher: Ihre Mutter war Opernsängerin, ihr leiblicher Vater war Gitarrist.
- Widerwillig absolvierte sie auf Wunsch ihrer Mutter ihr Abitur, pendelte mit 16 allerdings so oft es ging nach Berlin, um im Studio Musik zu machen.
- 2014 vertrat sie mit ihrer Band ELAIZA Deutschland beim Euro Vision Song Contest in Dänemark und belegte den 18. Platz.
- Heute lebt ela. in Berlin und arbeitet als Singer/Songwriterin: Hier schreibt sie für zig bekannte Künstler:innen und macht sich nun vor allem als Solokünstlerin in der Deutschpopszene einen Namen.
„Das ist natürlich wunderschön, aber es ist auch eine große Herausforderung für uns als Band damals gewesen“
wmn: 2014 bist du mit deiner Band ELAIZA beim Eurovision Song Contest angetreten. Was war das für ein Gefühl, auf dieser riesigen Bühne zu stehen und was hat es deiner Karriere gebracht?
ela.: Für mich war der ESC ein riesiges Sprungbrett, weil es auch ein Komponist:innen-Wettbewerb ist. Für mich als Songwriterin war das der Startschuss. Und es war wirklich eine wilde und aufregende Zeit. Wir waren gefühlt in jedem Radiosender und in jeder TV-Show, haben sehr viel dazugelernt, großartige andere Künstler:innen kennengelernt, mit tollen Menschen zusammengearbeitet und sind heftig zusammen gewachsen durch die Zeit. Mir ist auch immer wichtig zu sagen, dass es dir Band immer noch gibt!
Wir wurden damals allerdings ins kalte Wasser geworfen. Über Nacht kannten uns die Menschen plötzlich und wir konnten nicht mehr Bahn fahren, ohne erkannt zu werden. Das ist natürlich wunderschön, aber es ist auch eine große Herausforderung für uns als Band damals gewesen und auch für mich selbst. Wir kannten das vorher nicht, wir waren Mädels, die in einem kleinen Kaffee gespielt haben und sich gefreut haben, dass sie die Kohle zusammenkriegen, um einen Schlüsseldienst bezahlen zu können, weil die Kontrabassistin ihren Schlüssel zu Hause vergessen hat (lacht).
„Durch das Schreiben für andere habe ich aber immer mehr zu mir gefunden.“
wmn: Du hast sehr viele Jahre als Songwriterin für andere Künstler:innen im Hintergrund geschrieben. Wie kam es zu deiner Entscheidung, selbst ins Rampenlicht zu treten?
ela.: Ich glaube, es war weniger der Wunsch nach Rampenlicht als nach Selbstverwirklichung. Ich hatte früher ganz große Angst vorm Deutsch singen. Meine Mama war Opernsängerin und ich bin mit dem Aspekt groß geworden: erst die Technik und dann der Inhalt. Wenn man auf Deutsch schreibt, versteht man jedes einzelne Wort, die Sprache ist auch etwas härter. Es kommt also zuerst der Inhalt und dann kommt der Klang.
Durch das Schreiben für andere habe ich aber immer mehr zu mir gefunden. Früher habe ich mich gerne im Hintergrund versteckt, bis ich festgestellt habe, dass es nichts Schöneres gibt, als mich in meiner quasi Muttersprache auszudrücken. Und dann habe ich mich getraut und mein Debütalbum „Liebe & Krieg“ veröffentlicht.
„Ich liebe es, jeden Tag ins Studio zu gehen und eine neue Challenge anzutreten.“
wmn: Schreibst du trotzdem noch für andere Künstler:innen?
ela.: Ja, sehr gerne und das ist mir auch total wichtig, mich weiterhin künstlerisch und auch kreativ auszutoben. Ich liebe es, jeden Tag ins Studio zu gehen und eine neue Challenge anzutreten. Ich bewege mich deswegen auch in ganz unterschiedlichen Musikwelten. Letztens ist ein Song von Paddy Kelly rausgekommen bei dem ich mitwirken durfte. Mit ihm zusammen habe ich auch einen Song über meine Afrikareise damals mit ELAIZA einen Song geschrieben, der heißt Fake Messiah.
Auf der anderen Seite war ich mit Lune und Judy eher in der Rapwelt unterwegs. Dann gibt es aber auch noch Popschlagerthemen, die mich beschäftigen. Ich bin sehr offen und dankbar, jegliche Musik zu erfahren.
„Die Leute sind aufgestanden und haben mit ihrem Handy so ein Lichtermeer erzeugt.“
wmn: Was war dein bisher schönster Moment in deiner Karriere?
ela.: Einer der schönsten Momente war mit ELAIZA als wir in Afrika waren und in einer Musikschule gespielt haben. Und diese Musikschule war mitten im Müll. Das war so krass, weil den Kids war das total egal. Die waren einfach fasziniert, dass wir da waren und zusammen Musik gemacht haben. Das war ein superschöner Moment für mich, der mich auch krass geprägt hat.
Ein anderer wunderschöner Moment war, als ich Support gespielt habe bei Sarah Connor. Bei der Arena Tour gab es einen Moment, als ich den Song Liebe & Krieg als Letztes gespielt habe. Ich saß allein am Klavier, ich kleiner Mensch mit meinem E-Piano stehe auf dieser riesigen Bühne in dieser riesen Arena und spiele meinen Song!
Die Leute sind aufgestanden und haben mit ihrem Handy so ein Lichtermeer erzeugt. Das ist etwas, was man sein Leben lang nicht vergisst, was einen aber auch immer wieder motiviert. Wenn man sich aber vor Augen führt, wofür man das alles macht, eben weil man es mit den Menschen teilen will und wenn man so viel zurückbekommt, ist das einfach Motivation pur.
„Du musst mehr aussehen wie, du musst mehr klingen wie…“
wmn: Und was war der schrecklichste Moment deiner Karriere und was hast du daraus gelernt?
ela.: Es kam einen Zeitpunkt, an dem ich mich entschieden habe, das Soloalbum zu machen und ich habe damals alles, was ich hatte reingesteckt. Ich habe also meine Jungs eingepackt, wir sind nach Norwegen gefahren und für mich war das Album danach fertig.
Ich machte also eine Labelrunde, aber die hat mich so geärgert, weil ich immer wieder zu hören bekam: „Du musst mehr aussehen wie, du musst mehr klingen wie…“ Ich habe mich überhaupt nicht verstanden gefühlt und dachte mir: „Höre ich jetzt auf und studiere jetzt doch Mathe (lacht)?!“ Ich habe an mir selbst gezweifelt. Dann habe ich mich aber zusammengerissen und eher Energie daraus gezogen. Wenn jemand zu mir Nein sagt, denke ich mir seither eher: „Ok, let‘s go! Challenge accepted.“
„Ich habe das Gefühl, dass wir gerade in einem Umbruch sind.“
wmn: Thema Frauen in der Musikbranche. Haben sie es schwieriger als Männer?
ela.: Ich glaube, das ist überall so, dass in vielen Führungspositionen mehr Männer sind als Frauen. Wir haben beispielsweise sehr wenig Songwriterinnen, sehr wenig Produzentinnen und auch viel zu wenig Frauen in den Führungspositionen in den Labelstrukturen.
ABER ich habe das Gefühl, dass wir gerade in einem Umbruch sind. Nicht nur auf künstlerischer Ebene durch großartige Frauen wie Shirin David oder Loredana, die das im HipHop revolutionieren. Generell gibt es immer mehr Frauen, die ihre Stimme dafür nutzen, um zu sagen „Hey ich bin da und ich will gehört werden!“.
Auch gibt es immer mehr Produzentinnen und Songwriterinnen, der Prozess ist also sichtbar zum Beispiel an den Popakademien. Viele Fans, vor allem Girls, schreiben mir auch, dass sie selbst Songs schreiben. Ich merke also, dass Frauen anfangen, immer mutiger zu werden.
„Es ist einfach schade, dass man darum kämpfen muss, gehört zu werden.“
wmn: Wurdest du in deiner Anfangszeit selbst mit vielen Stereotypen konfrontiert?
ela.: Na klar! Wenn du ein junges Mädel mit kurzen blonden Haaren bist. Ich wusste schon immer, was ich will und was das Ziel am Ende ist und dann wurde ich oft nicht ernst genommen. Es hieß dann immer, ich wäre viel zu jung oder wüsste gar nicht, wie es läuft. Es ist einfach schade, dass man darum kämpfen muss, gehört zu werden. Ich wünsche mir, dass sich das jetzt immer mehr ändert und es nicht nur ein Trend ist, sondern dass es auch wirklich bleibt.
„Ich habe in letzter Zeit viel hinterfragt…“
wmn: Momentan arbeitest du an deinem neuen Album. Was erwartet uns?
ela.: Ich darf noch nicht verraten, wie es heißen wird, aber es wird ein sehr ehrliches und persönliches Album sein. Ich glaube, wir machen alle so eine Phase des Erwachsenwerdens durch und ich habe in letzter Zeit viel hinterfragt. Die letzten Jahre waren auch für mich und meine Familie nicht so einfach und das alles habe ich in diesem Album verarbeitet.
Ich habe mich beispielsweise viel mit dem Thema Leben und Tod sowie mit meiner Biografie auseinandergesetzt. Was es damals zum Beispiel in mir ausgelöst hat, als junges Mädchen nach Deutschland zu kommen ohne die Sprache zu können. Ich bin sehr stolz auf dieses Album und wir befinden uns gerade inmitten der Produktion. Ich freue mich darauf!
wmn: Was planst du für die Zukunft?
ela.: Meine Tour! Meine Tour ist auf November 2022 verschoben und ich habe sie umbenannt in die „Zusammen-Tour“. Das fand ich irgendwie ganz schön, weil ich meine Fans voll vermisse. Und ich freue mich umso mehr, wenn wir alle zusammen sind auf der Tour.
„Ich hätte jedenfalls mal richtig Bock, in einem Tatort mitzuspielen.“
wmn: Welchen großen Wunsch möchtest du dir während der Karriere noch erfüllen?
ela.: Ich glaube, es klingt richtig albern, wenn ich das sage, aber ich bin riesen Tatort-Fan. Für mich ist das deutsche Kultur. Wenn ich im Saarland bin, gucke ich das mit Mama und Papa. Und hier in Berlin sitze ich auch mit Freunden aus dem Saarland zusammen und wir gucken Tatort. Ich hätte jedenfalls mal richtig Bock, in einem Tatort mitzuspielen. Ich bin auch gerne der Rockstar, der dann vermisst wird oder so (lacht). Ansonsten wünsche ich mir weiterzumachen. Solange mein Körper und mein Geist mich tragen, Musik zu machen!
wmn: Liebe ela., wir danken dir für dieses tolle Interview!
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Wir haben ela. bereits im Sommer 2020 interviewt. Das frühere Interview findest du auf Seite zwei…