Früher undenkbar, heute immer beliebter: Die Rede ist von Schulhunden! Hierbei handelt es sich um Vierbeiner, die meistens von bestimmten Lehrer:innen mit in die Klasse gebracht werden und sich dort meistens ruhig aufhalten oder eine bestimmte Aufgabe bekommen. Wir haben uns das Konzept des vierbeinigen Co-Pädagogen genauer angeschaut, beantworten alle offenen Fragen und wissen, wie viele Vorteile die Fellnase für die Schüler:innen bringt.
Unsere Autorin Anika ist mit ihrem Hund Sherlock das Dream-Team schlechthin. Alle Tipps und Tricks, die Anika in ihren Artikeln gibt, sind deshalb Hunde-approved und vorher gemeinsam mit Sherlock ausprobiert worden.
Alles zum Thema „Schulhund“:
Was genau ist ein Schulhund?
Immer häufiger sieht man neben Lehrer:innen in der Schule nicht nur Schüler:innen hergehen, sondern auch vierbeinige Begleiter, auch bekannt als Schulhunde. Doch was genau versteht man unter den felligen Co-Pädagogen?
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Schulhunde leben natürlich nicht in der Schule, sondern sind im „Alltag“ ganz normale Familienhunde. In den tierischen Job gelangen sie durch ihre Besitzer:innen, die einen pädagogischen Berufshintergrund haben und den Vierbeiner aufgrund seines Wesens und einer guten Erziehung als Vorteil für die Schüler:innen im Sinne der tiergestützten Pädagogik sehen können.
Die Anwesenheit des tierischen Schülers soll sich positiv auf das Klassenklima, die Lernleistung und die Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenzen auswirken – eine Win-Win-Situation also für die Schüler:innen und den Hund, der nicht den ganzen Tag allein sein muss und bei seinem/r Besitzer:in ist.
Welche Hund eignen sich als Schulhunde?
Natürlich kann nicht jede Fellnase sofort ein Schulhund sein. Ausschlaggebend ist hier das Wesen des Hundes. Er sollte also die folgenden Eigenschaften mitbringen:
- gut sozialisiert
- menschenbezogen
- kinderlieb
- nicht ängstlich
- gelassen
- geduldig
- soziale Reife, was je nach Hund ein bis drei Jahre dauern kann
Bringt der Vierbeiner all diese Kriterien mit, kann eigentlich jede Rasse zum Schulhund werden! Am häufigsten werden Retriever eingesetzt, darunter am beliebtesten der Labrador, gefolgt vom Golden Retriever!
Good to know: Momentan sind auf der Website Schulhundweb.de in Deutschland knapp 500 Pädagog:innen mit Schulhund registriert (Stand: April 2022).
Wie wird aus einem ’normalen‘ Hund ein Schulhund?
Wenn du selbst Pädagog:in bist und dir jetzt vorstellen kannst, dass dein Vierbeiner zum Schulhund wird, fragst du dich vielleicht, wie er diesen „Job“ angehen kann. Eine Aus- und Weiterbildung von Hund und Halter:in ist hier besonders wichtig. Mittlerweile gibt es auch schon spezielle Schulhund-Ausbildungsmöglichkeiten!
Bevor der Hund dann in der Schule an die Arbeit darf, müssen die folgenden Dinge erfüllt werden:
- Abschluss einer Hundehalterhaftpflichtversicherung (absichern, dass der Hund auch als Schulhund vollständig abgesichert ist).
- Informieren der gesetzlichen Unfallversicherung.
- Erlaubnis der Schulleitung einholen.
- Informieren des Schulträgers und des Schulamtes mithilfe eines ausformulierten Konzepts mit Informationen zur hundegestützten Arbeit und der Verbindung zum Lehrplan.
- Kollegium ins Boot holen.
- Schülereltern informieren, um auszuschließen, dass es in den „Hundeklassen“ Kinder mit Hundeallergien oder starken Hundephobien gibt.
- Hygieneplan für die Umgebung und für den Hund selbst (Impfungen, Sauberkeit und Co.) erstellen.
- Rückzugsort für den Hund bereitstellen, wo er nicht von Schüler:innen gestört wird.
Welche Regeln sollte man mit einem Schulhund aufstellen?
Wenn die nötigen Vorkehrungen getroffen wurden, heißt es nun noch für den Hund, für dich selbst und vor allem für die Schüler:innen gewisse „Schulhund-Regeln“ aufzustellen, die von allen eingehalten werden sollten. Diese Regeln könnten zum Beispiel die folgenden Punkte beinhalten, wie Betzold.de vorschlägt:
- Der Hund darf nur mit deiner Erlaubnis gefüttert werden.
- Beim Fressen und Trinken soll der Hund nicht gestört werden.
- Die Kinder versuchen möglichst leise zu sein und sich nicht zu schnell zu bewegen, wenn der Hund dabei ist.
- Die Kinder rufen den Hund nicht ständig mit Namen oder geben ihm Kommandos.
- An seinem Ruheplatz darf der Hund nicht gestört werden.
- Der Hund darf immer nur von einem Kind gestreichelt werden und entscheidet selbst, wo er gerade sein möchte.
- Nach dem Streicheln waschen die Schülerinnen und Schüler sich die Hände.
5 Vorteile, die ein Schulhund mit sich bringt
Wenn du noch immer unsicher bist, ob ein Schulhund eine gute Idee ist, haben wir für dich fünf Vorteile gesammelt, die für den Pädagogen auf vier Beinen sprechen!
1. Ein Hund bringt Verantwortung und Selbstbewusstsein bei
Ein Vierbeiner bringt Pflichten mit sich. Durch die Anwesenheit eines Schulhundes lernen die Kinder deshalb schnell, dass ein Tier mit Verantwortung verbunden ist – und lernen genau diese Verantwortung spielend einfach im Alltag, indem sie zum Beispiel Teil von verschiedenen Hundediensten sind. Diese Verantwortung stärkt im Endeffekt auch das Selbstbewusstsein der Schüler:innen.
2. Ein Hund lehrt Respekt
Vor dem Beginn des Experimentes Schulhund solltest du den Kindern erklären, wie sie sich gegenüber dem Hund verhalten sollen: mit Respekt, ohne zu laut zu sein und ohne sich zu streiten – die Vierbeiner mögen diese lauten Geräusche nicht! Du wirst feststellen, dass die Schüler:innen sich viel mehr Mühe geben werden, die Nerven des Hundes zu schonen.
3. Ein Hund hilft bei Konzentration
Viele Schulhundbesitzer:innen geben an, dass sich die Schüler:innen durch den anwesenden Vierbeiner besser bei der Arbeit konzentrieren können. Es wird also auch davon gesprochen, dass der Einsatz von Tieren auch eine Verbesserung des Lernverhaltens und der Lernmotivation verspricht. Das bewiesen auch Forschende der State University New York!
4. Hunde können bei Stress helfen
Es ist mittlerweile schon oft bewiesen worden, dass Hunde bei Stress helfen können – und das schafft auch ein Schulhund nicht nur bei Schüler:innen, sondern auch bei Lehrkräften. So wurde dem Streicheln einer Fellnase eine messbare Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz nachgewiesen. Zudem sind die Feinis wunderbare Trostspender!
5. Hunde können als Türöffner fungieren
Hunde sind komplett unvoreingenommen, bewerten und verurteilen keine Menschen. Sie begegnen den Menschen auf einer ganz anderen Ebene und können so vor allem zu verschlossenen oder schwierigen Schüler:innen eine Zugangsmöglichkeit schaffen. Der Vierbeiner fungiert sozusagen als Vermittler: Durch Gespräche, die sich zuerst um den Hund drehen, werden die Kinder langsam offener!
Wie du siehst, ist ein Schulhund also in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für die Schule. Und vor allem können sie durch ihre bloße Anwesenheit und die Ruhe, die sie auf Schüler:innen ausstrahlen, für ein besseres und entspannteres Klassenklima sorgen!
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