Wie zwingt Corona die Fast Fashion Industrie in die Knie? Heimlich, still und leise: Niemand hat den Bürgerinnen und Bürgern gesagt, dass sie nichts mehr kaufen dürfen. Im Gegenteil: Die Wirtschaft und die Politik landauf landab haben darauf gehofft, dass die Deutschen auch von der Wohnzimmercouch aus fröhlich weitershoppen.
Take this, Fast Fashion!
Amazon und Co. haben tatsächlich in vielerlei Hinsicht enormen Zulauf erfahren. Doch wurden hier vor allem Heimwerkerutensilien und Corona-Schutzkleidung ergattert. Fashion bleibt derzeit ziemlich auf der Strecke. Die Gründe dafür sind folgende:
1. Zuhause muss man nicht
Von Zuhause aus zu arbeiten hat viele Vorteile. Einer der Wichtigsten ist allerdings: Man kann den ganzen Tag im Schlafanzug herumlaufen und niemand stört sich daran.
Dass selbst die faishste Influencerin irgendwann dazu übergeht, sich nicht mehr für ihren Tag in den eigenen 4 Wänden die schicksten Teile anzuziehen, war nur eine Frage der Zeit. Wer also Zuhause bleibt, der kauft viel weniger Kleidung.
2. Andere Sorgen
Selbstständige haben keine Aufträge, Angestellte gehen massenhaft in Kurzarbeit und das Taschengeld wird gekürzt. Überall ist weniger Kapital vorhanden. Überall muss man einsparen. Denn wer weiß, wie und ob die Wirtschaft sich von dem Corona-Gau so schnell erholen wird?
3. KonMari lässt grüßen
Die Wohnung auszumisten und seinen Kleiderschrank mal so richtig zu sortieren ist eine der wenigen Freuden, die den Menschen in Coronaquarantäne noch geblieben ist.
Berlin steht seit Tagen voll mit Sperrmüllgut und jeder Altkleidercontainer quillt über vor lauter “Spenden”. Marie Kondo sagte: “Trenne dich von allem, was dir keine Freude bringt.” Die Leute wären ja schön blöd sich nach einer solchen Trennung gleich das nächste Gerümpel in die Wohnung zu holen.
4. Konzerne müssen umdenken
In den nächsten Wochen und Monaten wird sich zeigen, wie viel Verantwortung Konzerne wie H&M, Boss und Primark übernehmen. Sie müssen gerade horrende Geldeinbußen verbuchen, doch müssen sie dennoch einen kühlen Kopf bewahren und nicht nur wirtschaftlich, sondern auch umweltfreundlich handeln.
Ein Drahtseilakt. Vor allem, weil nicht einfach dieselbe Ware verkauft werden kann wie noch vor der Krise. Mittlerweile ist es Sommer geworden und niemand braucht jetzt Winterkleidung. Die Produktion dieser großen Firmen muss sich nachhaltig verändern. So prophezeit es auch der Zukunftsforscher Matthias Horx in seiner Regnose.
Fast Fashion ist der Todfeind der Umwelt
Noch immer ist die Modeinsdustrie, nach der Ölindustrie, der zweitgößte Umweltverschmutzer und Ressourcenverschwender der Welt. Weltweit werden jährlich gut 80 Milliarden Kleidungsstücke hergestellt – bei gerade einmal 7 Milliarden Menschen ist bereits eine Überproduktion, die fast nicht in Worte zu fassen ist.
Jeder Deutsche hat gut 95 Kleidungsstücke im Schrank. Von denen werden durchschnittlich nicht einmal zwei Drittel getragen. Und trotzdem kaufen wir immer neues Zeug, um es in irgendwelchen Ecken verschwinden zu lassen. (Hier erfährst du, ob du vielleicht sogar shoppingsüchtig bis.)
Um so viele Kleider für so wenige Menschen herzustellen, muss natürlich an den Kosten gespart werden: Da wird an den Lohnkosten geschraubt, Arbeitsbedingungen brach liegen gelasse und natürlich Materialien aus Plastik und anderen schädlichen Mitteln verwendet.
Fast Fashion – Wie schnell muss es eigentlich gehen?
Fast Fashion ist ein riesiger Begriff, der nicht so richtig fassbar ist. Bei Modemarken wie H&M, Zara und Co. reichen heutzutage keine saisonalen Kollektionen mehr aus, um dem Konsumwahn der Kunden nachzukommen. Stattdessen gibt es wöchentliche Neuheiten und Trends, die wiederum nach wenigen Tagen zum alten Eisen gehören und Platz machen für neue Wegschmeißmode.
Fast Fashion 2020 – Entwicklungen in die richtige Richtung?
Nachhaltige Designer wie Bethany Williams und Christoph Rumpf räumen Modepreise ab, H&M spendet für den Amazonas und Adidas macht Schuhe aus Ozeanmüll. Ist das nur greenwashing oder steckt tatsächlich etwas dahinter?
Fakt ist, dass der CO2-Ausstoß der Modeindustrie außerhalb der Coronakrise um einiges höher liegt als der aller internationaler Flüge und Kreuzfahrtschiffe zusammen.
Fakt ist, dass die Kaufhäuser und Markenläden sobald die wieder dürfen jeden Tag mit neuer Ware beliefert werden und gerade am verhassten Black Friday aus allen Nähten platzen. Und Fakt ist, dass ein Umdenken der Modeindustrie den Verlust von Milliarden von Euros beinhalten würde.
Diese Second Hand Online Shops machen alles ganz anders.
Fast Fashion hat unterschiedliche Auswirkungen
Fast Fashion ist der Inbegriff des Bösen. Ausbeutung im globalen Süden, unwürdige Arbeitsbedingungen und Ressourcenknappheit sind nur einige des Schreckens der Fast Fashion Industrie.
Bei uns im globalen Norden haben wir es mit ähnlich verheerenden Problemen zutun: Die Primark-Klamotten laufen spätestens nach der zweiten Wäsche ein und im Winter stehen uns wegen des vielen Plastiks in unserer Kleidung die Haare zu Berge.
Aber Sarkasmus beiseite: Die meisten großen Hersteller von Modemarken predigen Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit. Und tatsächlich gibt es grandiose Beispiele für echte Veränderungen in den Köpfen und in den Herzen der Hersteller und Modeschöpfer.
Richtig heiße nachhaltige Jeanslabel gibt es hier.
Nachhaltige Bademode hat Deutschland auch zu bieten.
Sportmode kann ebenso nachhaltig sein.
Wer macht sonst noch Eco Fashion? Diese Labels!
Der einzige Ausweg aus der Fast Fashion?
Die Coronakrise zeigt: Weniger zu kaufen ist tatsächlich der einzige Weg, um der Fast Fashion-Industrie ein Schnippchen zu schlagen. Sobald es wieder möglich ist, sollten wir anstatt uns bei Primark die neuesten Plastik-Ballerinas zu kaufen, lieber auf Flohmärkte gehen oder Kleidertauschpartys organisieren, beides Bewegungen aus der Slow Fashion.
Wenn du dir noch nicht sicher bist, warum du das überhaupt tun solltest, haben wir hier die krassesten Klimawandel-Fakten für dich gesammelt.