Egal, ob du deinen Wein danach auswählst, welches Etikett dir am besten gefällt oder dich auf die blumige Beschreibung des Geschmacks verlässt: Bestimmt ist dir auf Weinflaschen auch schon einmal der Hinweis „Enthält Sulfite“ begegnet. Doch was bedeutet das überhaupt? Sind Sulfite im Wein wirklich unbedenklich oder gar so gesundheitsschädlich, dass sie einen Warnhinweis benötigen? Die Antwort findest du im Artikel.
Das musst du über Sulfite im Wein wissen:
Sulfite im Wein: Was ist das überhaupt?
Sulfite sind Salze der schwefeligen Säure und werden in der Lebensmittelindustrie oft als Konservierungs- und Zusatzstoffe eingesetzt. Sie verhindern das Wachstum von Bakterien, Hefen und Pilzen und verlangsamen auch den Oxidationsprozess von Lebensmitteln. Das bedeutet, dass sie beispielsweise das Entstehen von braunen Stellen auf getrockneten Früchten verhindern können.
Doch nicht nur bei Trockenfrüchten kommen die Sulfite zum Einsatz. In folgenden Lebensmitteln sind sie ebenfalls zu finden:
- kandierte Früchte und Fruchtfüllungen
- Meerrettichpasten
- Krebstiere
- Kartoffeltrockenerzeugnisse, Kartoffelteige und Stärke
- Tafeltrauben, frische Litschis
- Wein und Fruchtwein
Werden Sulfite in Lebensmitteln verwendet, müssen diese ab einer Konzentration von zehn Milligramm pro einem Kilogramm gekennzeichnet werden. Das liegt daran, dass Sulfite in sehr seltenen Fällen allergische Reaktionen auslösen können und das Benennen allergener Inhalte seit 2005 durch die Richtlinie zur Lebensmittelkennzeichnung in der EU vorgeschrieben wird. Findet sich die Kennzeichnung bei den meisten Lebensmitteln in der Zutatenliste, ist die Kennzeichnung auf Weinflaschen häufig durch den schriftlichen Zusatz erkennbar.
Warum sind Sulfite im Wein?
Sulfite im Wein wirken antimikrobiell und antioxidativ, was dazu führt, dass der Wein nicht weiter gärt, länger gelagert werden kann und seinen Geschmack bewahrt. Dabei werden Weißweinen häufig mehr Sulfite künstlich hinzugefügt, einfach deshalb, weil Rotweine von Natur aus mehr Sulfite enthalten.
Aber auch sehr süße Weine weisen tendenziell mehr Sulfite auf, denn sie verfügen über mehr Restzucker, der zu einer Nachgärung führen könnte. Die Sulfite verhindern das und sorgen dafür, dass der Wein auch nach längerer Lagerung noch schmeckt.
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Schaden Sulfite im Wein deiner Gesundheit?
Dass Sulfite im Wein ihn länger schmackhaft machen, ist nicht neu. Bereits die alten Griechen nutzten Sulfite, um ihre Weine haltbarer zu machen. Heute weiß man allerdings, dass Sulfite im Wein nicht nur positiv sind. Denn wie bereits erwähnt, ist ein großes Manko der Sulfite, dass sie nicht von allen Menschen vertragen werden. Bei einer Sulfitallergie fehlt sodann das körpereigene Enzym Sulfitoxidase. Aber auch Asthmatiker können mit typischen allergischen Reaktionen auf die Sulfite im Wein reagieren.
Dabei sind allerdings nicht allein die Sulfite im Wein die Übeltäter, wie eine Studie zur Weinverträglichkeit der Universität Mainz aus dem Jahr 2012 aufzeigen konnte. Diese stellte fest, dass es sich bei den Reaktionen der ProbandInnen, die sich von geröteter Haut über Juckreiz bis hin zu Herzrasen und Magenkrämpfen äußerten, weniger um eine immunologische Allergie handelt.
Vielmehr ist es Unverträglichkeiten, die weniger auf die Sulfite im Wein, sondern generell auf den Alkohol, die biogenen Aminen oder auf andere Inhaltsstoffe zurückzuführen seien. Auffällig war zudem, dass die meisten Unverträglichkeiten vom Wein bei Frauen auftraten und bei Proband:innen mit anderen Lebensmittelallergien.
Kann Wein mit Sulfiten bedenkenlos getrunken werden?
Schon die Phrase „Enthält Sulfite“ führt bei manchen zu ersten Kopfschmerzen, dabei befördern die Sulfite allein weder Kopfschmerzen noch Migräne. Viel eher ist der übermäßige Alkoholkonsum für den Schädel am nächsten Morgen verantwortlich.
Auch viele andere Faktoren spielen eine Rolle. So etwa der Alkoholgehalt, aber auch Inhaltsstoffe wie Histamine, Tannine oder andere Verunreinigungen im Wein. Jeder Mensch ist anders und reagiert unterschiedlich auf bestimmte Inhaltsstoffe oder Stoffe im Wein.
Auch eine reine Schwefelallergie ist sehr selten und gesundheitliche Auswirkungen zeigen sich nur bei knapp einem Prozent der Asthmatiker. Wer also eine Weinflasche mit dem verpflichtenden Hinweis in den Händen hält, muss sich in der Regel keine Gedanken machen – fernab davon, dass übermäßiger Alkoholkonsum ganz andere gesundheitliche Folgen haben kann. Wie sich unter anderem Alkohol auf dein Gehirn auswirkt, kannst du hier nachlesen.
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Ist schwefelfreier Wein die bessere Alternative?
Viele möchten sich dennoch im Sulfitverzicht üben und Weine konsumieren, die frei von Schwefel sind. Das Problem ist allerdings, dass Schwefel ganz natürlich beim Fermentierungsprozess des Weins entsteht.
Dennoch kann natürlich darauf verzichtet werden, Wein zusätzlich Sulfite hinzuzufügen. Somit ist kein Wein dieser Welt schwefelfrei, aber manche Hersteller setzen auf ungeschwefelte Weine. Diese Weine werden dann von den Machern liebevoll vin naturel getauft.
Forscher des Projekts SO2SAY gehen noch einen Schritt weiter und versuchen sogar, gänzlich ohne Sulfite in der Weinherstellung auszukommen. Gegenüber Spiegel Online geben sie an, dass sie ihre Schwefelmenge um 95 Prozent reduzieren konnten, indem sie die Sulfite im Herstellungsprozess durch andere natürlich im Wein vorkommende Extrakte ersetzen. Wie diese Weine wohl am Ende schmecken? Das kann nur eine eigene Verkostung beantworten!
Fazit: Sulfite im Wein sind nicht weiter bedenklich
Dem Begriff des Konservierungs- und Zusatzstoffes lastet viel Negatives an. Daher verwundert es nicht, dass viele den Sulfiten im Wein die Schuld an unerwünschten Begleiterscheinungen geben. Dabei sind Sulfite nicht weiter bedenklich, gesetzt dem Fall, es liegt keine seltene Sulfitallergie vor. Eine anderer Faktor ist dagegen die allgemeine Unverträglichkeit gegen Wein und Alkohol, welche nicht unterschätzt werden sollte.