Uniabschluss, Berufseinstieg, Coronapandemie – diese Dinge halten mein Stresslevel derzeit auf einem Allzeithoch. Und damit bin ich nicht allein. Eine neue Stressstudie der Techniker Krankenkasse legt offen, dass sich 64 % der Deutschen manchmal gestresst fühlen. Ein Viertel der Deutschen (26 %) fühlt sich sogar dauerhaft gestresst. Doch Stress ist nicht gleich Stress und muss nicht ausschließlich negativ verstanden werden. In diesem Artikel verrate ich dir, was positiver Stress ist und ab welchem Moment er sich negativ entwickelt.
Was ist positiver Stress?
Stress wird allgemein hin als etwas Negatives verstanden. Das tut ihm allerdings unrecht. In der Tat ist zumindest der positive Stress, auch Eustress genannt, äußerst nützlich und wirkt belebend. Im Alltag verspüren wir ihn immer dann, wenn wir Leistungen abrufen müssen – beispielsweise in Prüfungen.
Aber auch bei der Geburt eines Kindes oder bei einer Hochzeit können wir positiven Stress verspüren. Kurzum tritt er immer dann auf, wenn wir uns einer Situation gewachsen fühlen. In diesen Momenten kann er unsere Leistungsfähigkeit steigern, unsere Konzentration fördern und sogar Glücksgefühle auslösen.
Früher war diese Art Stress sogar überlebensnotwendig. Begegneten die Jäger und Sammlerinnen der Steinzeit auf ihren Streifzügen einem Säbelzahntiger, half ihnen der Stress zum Kampf oder zur Flucht. Verspüren wir Stress, schüttet unser Körper nämlich Adrenalin und Cortisol aus, wobei ersteres die typische Kampf- oder Fluchtreaktion begünstigt.
Dieser Hormoncocktail wirkt äußerst berauschend, zumal er durch die Ausschüttung von Endorphinen ergänzt wird. Zahlreichen Menschen beschwören den positiven Stress daher heute sogar freiwillig herauf – in Form von Fallschirmsprüngen oder Horrorfilmen beispielsweise.
Wann der positive Stress an seine Grenzen kommt
Positiver Stress hat seine Grenzen. Das Abwehrsystem des Körpers mal zu aktivieren, ist nicht weiter tragisch und, wie erwähnt, sogar belebend. Werden die Stresshormone jedoch dauerhaft ausgeschüttet, sodass die Cortisolwerte selbst nachts nicht sinken, kann der positive Stress schnell in negativen umkippen.
Der Unterschied zwischen positiven und negativen Stress ist also zum einen von körperlichen Faktoren abhängig. Aber nicht nur. Eine wichtige Rolle spielt auch, wie man Stress wahrnimmt. Wer Stress positiv wahrnimmt, wird sehr viel weniger unter ihm leiden als jemand, dem bewusst ist, wie gestresst er ist.
Das beweist unter anderem eine amerikanische Studie, die an der Universität Wisconsin durchgeführt wurde. Hierfür befragten die Forscher:innen 29.000 Menschen nach ihrem Stresslevel. Acht Jahre später fingen sie die Befragungen auf, indem sie die Sterberegister durchforsteten. Das erschreckende Ergebnis: Wer damals angab, sich besonders gestresst zu fühlen, hatte ein 43 % höheres Risiko, frühzeitig zu sterben.
Dieses Detail verrät, wann Stress negativ wird
Negativ wird Stress also ab dem Moment, in dem wir uns ihm nicht mehr gewachsen fühlen. Und das wird subjektiv erlebt. Während der eine noch auf der positiven Eustress-Welle surft, kann der nächste schon von ihr überrollt werden.
Auch die Ursachen von Stress werden subjektiv erlebt, wobei die Zahlen der neuen TK-Stressstudie einige Auslöser besonders hervorheben. Neben extrinsischen Faktoren wie den Verlust eines Menschen oder die Sorge um einen kranken Angehörigen sind auch intrinsische Faktoren häufig. Vor allem zu hohe Erwartungen an die eigene Leistung oder Versagensängste werden als Stressfaktoren häufig genannt.
Negativer Stress, auch Disstress genannt, ist ohne Frage eine Volkskrankheit. Die Weltgesundheitsorganisation meint, dass negativer Stress zu „einer der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts“ gehört. Fakt ist nämlich, dass ein permanent erhöhter Cortisolspiegel zahlreiche Erkrankungen nach sich zieht.
Positiver Stress ist gut, negativer Stress macht krank
Körperlich macht sich negativer Stress durch einen erhöhten Blutzuckerwert und Blutdruck bemerkbar. Man wird anfälliger für Infekte und auf Dauer sogar für Herzinfarkte. Auch das Bauchfett kann zunehmen und das Risiko für Stoffwechselerkrankungen erhöht sich.
Mental führt dauerhafter Stress zu Erschöpfung, Angstzuständen, Depressionen und Burn-out. Welche Stresssymptome du außerdem kennen musst, liest du hier.
Um dem zu entgehen, sollte es unser höchstes Ziel sein, dem Körper nach jeder Stressphase ausreichend Regeneration zu gönnen. Wie das gelingen kann? Wir haben ein paar Vorschläge für dich gesammelt:
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