„Gerade habe ich so viel um die Ohren. Alles steht und fällt mit mir.“ Sätze wie diesen haben wir alle schon einmal in der Uni oder im Büro fallen lassen. Beiß dir künftig jedoch besser auf die Lippen, denn laut einer amerikanischen Studie sollten wir bloß nicht zu viel über Stress sprechen. Aus einem ganz logischen Grund.
Unsere Autorin Anna Chiara setzt sich ehrenamtlich als Erfahrungsexpertin für die Entstigmatisierung von psychischen Erkrankungen ein und klärt über Themen rund um mentale Gesundheit und Resilienz auf.
Prahlen mit Stress – Studie zeigt negative Folgen
Studie untersucht: Was „Stress Bragging“ mit uns macht
Dein:e Kolleg:in erzählt dir ständig, wie hart er oder sie arbeitet und dein:e Chef:in muss immer wieder erwähnen, welche Aufgaben er oder sie täglich stemmt. Wenn Menschen ihre Überlastung als eine Art Trophäe präsentieren, spricht man von „Stress Bragging“. Dabei geht es nicht nur darum, den Stress zu erwähnen, sondern ihn bewusst hervorzuheben, um Anerkennung zu bekommen.
Eine US-Studie hat das Phänomen genauer betrachtet und mehrere hundert Personen dazu befragt. Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich: Wer mit Stress prahlt, macht sich im Büro unbeliebt.
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Statt Anerkennung folgt Ablehnung
Aus der Studie geht hervor, dass die Stressprahlerei jedoch ganz schön nach hinten losgeht und ihr eigentliches Ziel verfehlt. Und zwar: sich wichtig zu machen und das persönliche Engagement in den Fokus zu rücken. Doch das Gegenteil ist der Fall …
Wer am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis immer wieder betont, total gestresst zu sein und so viel um die Ohren zu haben, wird nicht mit Anerkennung belohnt, sondern eher mit Ablehnung gestraft. Der Grund: Kolleginnen und Kollegen bekommen den Eindruck, man sei den Aufgaben im Job nicht gewachsen und schlichtweg überfordert, schreibt das Magazin Elle.
Zudem zeigen die Ergebnisse der Studie, dass das Prahlen mit Stress eine ungesunde Arbeitsatmosphäre fördert, in der Überlastung als Zeichen von Erfolg oder Produktivität gesehen wird. Die eigene Überforderung überträgt sich auf die anderen, da sie sich selbst unter Druck setzen und in die Stress-Spirale hineinziehen lassen.
Anmerkung: Bist du über einen langen Zeitraum gestresst und kommst nicht mehr zur Ruhe? Suche dir ärztliche Hilfe, denn es besteht das Risiko, ein Burnout zu erleiden.
Wie du Stress richtig kommunizierst
Floskeln wie „Ich bin ja so gestresst“ können wir also von der Agenda streichen. Doch wie können wir unsere Überforderung mitteilen, ohne andere Menschen vor den Kopf zu stoßen oder als Wichtigtuer abgestempelt zu werden?
Wenn du anderen sagen möchtest, dass du gestresst bist, ohne „anzugeben“, kannst du mit den folgenden Formulierungen offen und sachlich bleiben:
- „Ich bin gerade stark gefordert und brauche etwas Ruhe, um mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren.“
- „Ich merke gerade, dass ich ziemlich gestresst bin und eine kurze Pause brauche, um wieder klar zu denken.“
- „Im Moment fällt mir alles etwas schwer, weil der Stress gerade hoch ist. Könnten wir das später besprechen?“
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So überträgst du deinen Stress nicht auf andere und grenzt dich ab, um dich auf deine To-dos zu fokussieren. Du kommunizierst offen und ehrlich, ohne gekonnt nach Aufmerksamkeit zu suchen. Mit einer solchen Aussage wird niemand denken, dass du dich mit deinem Stress profilieren möchtest oder dich in den Vordergrund drängelst, sondern deine Überforderung ernst nehmen.