Unsere weekly heroine Sophie Wachter ist Karate-Weltmeisterin und Endometriose-Patientin. Mit uns hat sie darüber gesprochen, warum Sport während der Periode noch immer ein schambehaftet ist und welchen Umgang sie sich mit dem Thema wünscht. Außerdem erzählt sie von ihrem schwierigen Weg bis zur Diagnose Endometriose und welche Einschränkungen die Krankheit mit sich bringt.
Sophie Wachter kurz und knapp
- Sie ist 29 Jahre alt und lebt in Frankfurt am Main
- Mit ihrer Mannschaft gewann sie 2014 die Weltmeisterschaft im Karate
- Sie leidet an Endometriose und ließ sich aufgrund der Krankheit operieren
Weshalb Sport während der Periode für viele ein No-go ist
wmn: Warum ist Menstruation vor allem im Sportbereich noch immer ein Tabuthema?
Sophie Wachter: Auf der Trainerseite war der Sport bei mir schon immer eine Männerdomäne. Es waren immer viele männliche Ansprechpartner vor Ort, die das Thema vielleicht auch überhaupt nicht auf dem Schirm hatten.
Gerade im Leistungssport geht es immer nur um Stärken und die Frage: Wie komme ich weiter? Dann versucht man natürlich, nicht über seine Probleme oder Schwächen zu sprechen. Mit Schwäche meine ich, dass man in dem Zeitraum der Periode oder kurz davor vielleicht nicht so leistungsfähig ist. Wenn man gerade in der Kaderauswahl steht, möchte man das nicht zugeben und hat Angst, aufgrund dessen anders behandelt zu werden. Besonders als Teenager:in ist das Thema einfach super schambehaftet. Das beginnt schon mit der Sozialisierung und, wie mit dem Themenkomplex generell umgegangen wird.
Laut einer globalen Studie von PUMA und Modibodi hört jede:r zweite Teenager:in wegen der Periode mit dem Sport auf. Gründe dafür sind die Angst vor dem Auslaufen, wenn man herkömmliche Hygieneartikel wie Binden und Tampons benutzt. Aber auch der Fakt, dass die Menstruation noch immer schambehaftet ist – vor allem im sportlichen Kontext. Hinzu kommen noch die körperlichen Unannehmlichkeiten und Schmerzen.
„Ich habe meinen weißen Karate-Anzug vollgeblutet“
wmn: War die Periode für dich als Teenagerin mit Scham behaftet und wie hat sich dein Umgang damit verändert?
Sophie Wachter: Ich würde behaupten, dass sich mein Umgang maximal verändert hat. Von super schüchtern und extremst schambehaftet zu „Ich sag’s jedem, der es hören will oder nicht“ (lacht). Wenn ich sage: „Ich habe meine Periode und Unterleibskrämpfe.“ Warum kann ich das nicht genauso kommunizieren, wie wenn ich sage: „Ich habe Kopfschmerzen heute oder ich habe Migräne, ich kann heute nicht kommen?“
Als Teenagerin war ich erst einmal total überfordert mit der Situation. Besonders im Sport, weil ich nicht die Möglichkeit hatte, zuhause zu bleiben. Ich hatte meine erste Periode an einem Wettkampf und habe meinen weißen Karate-Anzug vollgeblutet. Ich habe mich in Grund und Boden geschämt und ich wusste nicht: Wem kann ich das sagen? Was muss ich jetzt machen? Gott sei Dank hat meine Mutter mir dann geholfen. Und da ist es mit herkömmlichen Hygieneartikeln natürlich schwierig im Sport, weil es nicht unbedingt auslaufsicher ist.
Endometriose: „Als würde man mir ein Messer in den Bauch rammen“
wmn: Du leidest an Endometriose, einer Krankheit, die noch immer selten erkannt und ernst genommen wird. Wie wurde die Erkrankung bei dir diagnostiziert?
Sophie Wachter: Rückblickend betrachtet ging mein Weg der Diagnose vor circa 10 Jahren los. Im Leistungssport herrscht generell das Problem, dass die Periode oft einfach aussetzt. Wenn man in einem sehr harten Training ist oder sich in einer Wettkampfvorbereitung befindet, kann es zu einem Hormonumschwung kommen. Leider kriegt man dann auch nur von den Ärzt:innen gesagt: „Ja, das ist halt so, kann mal passieren als Frau.“ Das hört man häufiger, ist aber natürlich absolut ungesund.
Dann ging es bei mir los, dass ich meine Periode ganz normal bekommen habe. Ich hatte damals schon Schmerzen und wurde relativ früh mit der Pille behandelt. Auch weil ich einen Hormonüberschuss an Testosteron hatte. Das wollte man damit ein bisschen ausbalancieren. Ich habe die Pille immer komplett durchgenommen, sodass ich überhaupt keine Periode mehr hatte. Dadurch hatte ich überhaupt keine Schmerzen mehr, auch wenn ich durch die Pille viele andere Nebenwirkungen hatte.
Irgendwann wollte ich meinen Körper einfach mal ohne künstliche Hormone kennenlernen. Ich hatte über 5, 6, 7 Jahre die Pille komplett durchgenommen und habe sie dann mit etwa 23 abgesetzt. Das hat natürlich erst einmal gedauert, bis sich mein Körper umgestellt hat, bis ich meine Periode wieder bekommen habe.
Endometriose ist eine gynäkologische Erkrankung, bei der sich gutartige, meist schmerzhafte Wucherungen aus gebärmutterschleimhautartigem Gewebe im Bauch- und Beckenraum ausbreiten. Wie eine Studie herausfand, dauert es vom ersten Auftreten der Symptome bis zur Diagnose im Schnitt 10,4 Jahre. Laut „Stiftung Endometriose Forschung“ leiden zwischen 7 und 15 Prozent aller Mädchen und Frauen an Endometriose. Sie ist oft Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch.
Dann gingen die unerträglichen Schmerzen los und es wurde von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr immer schlimmer. Ich habe das aber nicht kommuniziert, weil es früher hieß: Jede Frau hat ihre Tage, Bauchschmerzen gehören dazu. Dann dachte ich: Okay, habe ich jetzt besonders schlimme Bauchschmerzen oder stelle ich mich vielleicht nur an? Dann habe ich lieber irgendwelche Schmerzmittel genommen und bin weiterhin ins Training gegangen. Ich habe mich selbst total überfordert, weil es absolut nicht gesund ist, in solchen Momenten auch noch Hochleistungssport zu betreiben.
Irgendwann war es so schlimm, dass ich heulend zuhause auf dem Sofa lag und nicht mehr in der Lage war, selbst ins Bett zu gehen. Mein Freund musste mich tragen. Er hat dann vor etwa 3 Jahren im Podcast Gemischtes Hack gehört, wie Felix Lobrecht und Tommi Schmidt über das Thema Endometriose gesprochen haben. Und dass sie es total krass finden, wie wenige Frauen darüber Bescheid wissen, wie viele Frauen aber davon betroffen sind. Und wie unangenehm diese Diagnosephase sein kann. Er meinte, irgendwie klingt das alles so wie bei seiner Freundin und hat es mir gezeigt.
Ich habe das nicht kommuniziert, weil es früher hieß: Jede Frau hat ihre Tage, Bauchschmerzen gehören dazu.
Sophie Wachter
Daraufhin bin ich nochmal zum Arzt gegangen und habe gesagt, dass ich richtig schlimme Schmerzen habe. Als würde man mir ein Messer in den Bauch rammen. Und dann hieß es erstmal: „Ja, das haben viele Frauen, wollen Sie wieder die Pille nehmen?“ – „Nein, ich möchte die Pille nicht mehr nehmen.“ Diese Hormone haben mich wahnsinnig gemacht. Im Vergleich zu früher bin ich teilweise ein anderer Mensch. Aber das weiß man erst danach, was so eine Pille mit einem anrichten kann. Dann vergingen wieder einige Monate.
Ich habe dann nochmal gefragt: Könnte ich vielleicht eine Überweisung bekommen für ein Endometriose-Zentrum? Könnte es das sein? Dann kam immer die Antwort: Nein, das ist super unwahrscheinlich und sehr schwer zu diagnostizieren. Und irgendwann hat es mir gereicht. Dann habe ich gesagt, ich will jetzt eine Überweisung zum Endometriose-Zentrum, es reicht mir jetzt. Ich werde erst gehen, wenn ich diesen Überweisungsschein habe. Den habe ich bekommen und war dann in Frankfurt zu einem Beratungsgespräch. Über einen Kontakt habe ich einen Arzt in der Frauenklinik in München empfohlen bekommen. Dafür bin ich heute noch sehr, sehr dankbar. Der hat mich untersucht und gesagt: „Frau Wachter, es ist sowas von wahrscheinlich, dass Sie Endometriose haben, bei alldem, was Sie beschreiben.“
Von Ärzt:innen habe ich gehört: „Das ist halt so, dann nimmst du eben Schmerztabletten.“ […] Also habe ich Schmerzmittel genommen und bin ins Training gegangen.
Sophie Wachter
Dann wurde ich operiert. Ich hatte Endometriose Grad 2, das heißt, mein kompletter Bauchraum war schon befallen. Bei mir war unter anderem auch der Darm befallen. Viele wissen gar nicht, dass Endometriose nicht da irgendwo aufhört, sondern dass dadurch auch Themen wie Verstopfung, Durchfall dazugehören. Oder auch die Blase. Ich hatte so häufig Blasenentzündung. Das kann unter anderem ein Grund dafür gewesen sein kann, denn seitdem wurde auch das besser. Ich fahre seitdem viel, viel besser damit, aber es ist halt eine chronische Krankheit, es wird sich wieder aufbauen.
Das Schlimmste, was ich in diesem Zusammenhang oft gehört habe, war der nette Rat: „Werden Sie doch schwanger.“ Da dachte ich mir: Okay, ich habe Ihnen gerade gesagt, dass ich Profisportlerin bin. So eine Frage verbitte ich mir doch! Das ist, finde ich, kein Tipp, den man jemandem einfach mal so geben kann. Man kann natürlich erwähnen, dass es oftmals Verbesserungen gibt nach einer Schwangerschaft. Aber jemandem, dessen Lebenssituation man überhaupt nicht kennt, als alternative Behandlung zu empfehlen, schwanger zu werden, finde ich sehr unangemessen.
wmn: Hast du erlebt, dass deine Symptome einfach nicht ernst genommen wurden? Also gerade im sportlichen Kontext?
Sophie Wachter: Leider, ja. Während der ganzen Arztbesuche bei Gynäkolog:innen, wo man eigentlich davon ausgehen sollte, dass die sich mit dieser Thematik auskennen und vor allem einen sensiblen Umgang damit pflegen. Von Sportärzt:innen habe ich auch schon oft gehört: „Das ist halt so, dann nimmst du eben Schmerztabletten.“
Ich habe lange Zeit einfach nicht darüber gesprochen, weil ich selber diese Scham in mir hatte. Da kann ich auch meinem Umfeld gar keine Vorwürfe machen. Wenn ich es nicht kommuniziere, dann kann mir auch keiner helfen. Aber als ich dann damit angefangen habe, hatte ich das Gefühl, dass auch bei den Trainer:innen durchaus Verständnis da ist. Mit 26 spricht man darüber natürlich anders, als mit 18.
Auch unser Sportarzt, der mit auf den Wettkämpfen war, hat mir gesagt, wie wichtig es ist, dass ich ihm das sage, damit er eine Einschätzung hat. Er hat mich mal im Training gesehen und gemeint: „Du siehst beschissen aus.“ (lacht) Und ich meinte: „Ja, mir geht es auch nicht gut.“ Da muss man sich natürlich erst mal öffnen. Manchmal hat man auch Ärztewechsel im Team. Wie wenn ich sage, ich hab Knieschmerzen, sage ich jetzt, ich habe Unterleibsschmerzen, es geht gerade einfach nicht.
wmn: Wie sehr schränkt dich die Erkrankung jetzt, nach der OP, noch beim Karate, aber auch in deinem Privatleben ein?
Sophie Wachter: Es kommt natürlich immer darauf an. Manche haben keine Probleme während ihrer Periode, manche mehr, manche weniger. Bei mir war es am Ende so schlimm, dass ich nicht mehr arbeiten, nicht mehr aus dem Haus gehen konnte. Und mein Job ist halt mein Sport. Ich war extremst eingeschränkt.
Dummerweise habe ich letztes Jahr bei der Anreise zu den Weltmeisterschaften meine Periode bekommen. Mir ging es einfach nicht gut. Die letzten drei Tage der Vorbereitung lag ich im Bett und konnte nicht mittrainieren. Am Wettkampftag selbst habe ich natürlich ein Maximum an Schmerzmitteln genommen, was auch nicht gesund ist. Aber man trainiert nicht 2 Jahre auf etwas hin und sagt es dann ab.
Im privaten Bereich ist es natürlich auch schwierig, wenn man in einer Beziehung ist. Wenn man oft total kaputt ist und weinend im Bett liegt, ist das für den Partner natürlich auch nicht schön, anzusehen. Wobei ich sehr viel Glück habe, weil mein Freund extrem verständnisvoll ist und Gott sei Dank zu einer neuen Generation gehört, die so etwas versteht.
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wmn: Was würdest du Personen raten, die die Vermutung haben, an Endometriose zu leiden, aber deren Symptome nicht ernst genommen werden?
Sophie Wachter: Ich würde auf jeden Fall raten, dass sie am Ball bleiben sollen. Ich habe auch die Frauenärztin gewechselt. Ich habe selber im Internet ein bisschen recherchiert, was man machen kann. Und dann einfach nicht mehr um eine Überweisung bitten, sondern einfordern, dass man zu einem Endometriose-Zentrum überwiesen wird. Und dort wird einem dann eigentlich schon geholfen, das ist deren täglich Brot. Die kennen sich damit aus, die sind dafür sensibilisiert. Natürlich kommt da dann ein riesiger Fragenkatalog auf einen zu, den man erst mal beantworten muss.
Ich konnte nicht mehr arbeiten, ich konnte nicht mehr aus dem Haus gehen. Ich war extremst eingeschränkt.
Sophie Wachter
Wenn man von Endometriose hört, denkt man, das hat nur mit der Periode zu tun. Aber es kann eben auch den Darm beeinflussen, die Blase beeinflussen. Man kann Endometriose-Herde in den Beinen haben. Bei mir war es zeitweise so schlimm, dass ich keine Treppen mehr hochgehen konnte. Ich musste mich am Geländer hochziehen. Das habe ich natürlich nicht öffentlich gemacht, weil ich gerade in der Weltmeisterschaftsvorbereitung war und nicht zeigen wollte, wie ich mich am Geländer hochziehe. Aber vielleicht hätte ich es mal machen sollen, um noch anderen Mädels irgendwie helfen zu können.
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Sport während der Periode: Qual oder Linderung?
wmn: Bewegung kann erwiesenermaßen Beschwerden wie Regelschmerzen lindern. Hilft dir der Sport, wenn du akute Schmerzen hast?
Sophie Wachter: Es kommt darauf an, in welcher Phase ich mich befinde. Ein lockeres Training, bei dem man nur ein bisschen ins Schwitzen kommt, kann durchaus helfen. Oder auch ein bisschen Mobilisation und dass der ganze Körper einfach ein bisschen warm wird. Allerdings sollte ich persönlich kein Maximaltraining machen oder Wettkampfeinheiten absolvieren, weil das geht dann über das Wohltun hinaus. Das würde ich nicht mehr machen, weil es einfach auch schädigend sein kann für den Körper.
wmn: Gibt es einen Sport, den du besonders gern machst oder der dir hilft, wenn du periodenbedingte Beschwerden hast?
Sophie Wachter: Ich mache gerne Yoga. Ich habe dabei das Gefühl, dass das eine ganz gute Mischung ist, weil man sich aussuchen kann, ob man eher einen anstrengenderen Flow machen möchte oder ein lockeres Stretching mit Mobilisation und noch ein bisschen Stabilitätstraining. Ich glaube, dass das einem ein ganz gutes Gefühl geben kann. Auch lockeres Radfahren oder mal 20 Minuten auf dem Stepper, damit man ein bisschen in Bewegung kommt.
Und wenn man merkt, es geht mehr, dann ruhig auch ein bisschen mehr machen. Denn wir wissen alle, dass beim Sport Endorphine ausgeschüttet werden und allein dadurch kann es einem schon besser gehen.
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Training im Einklang mit dem Menstruationszyklus
wmn: Inzwischen wird immer häufiger von zyklusbasiertem Training gesprochen, also einem Training, das sich nach dem eigenen Zyklus ausrichtet. Nutzt du diese Methode auch und wenn ja, was für Vorteile hat sie deiner Meinung nach?
Sophie Wachter: Ja, leider habe ich damit erst spät Erfahrungen gemacht, dank meines Athletik-Coachs Lutz. Er war der erste Trainer, der gefragt hat: „Wie ist das, wenn du deine Tage hast?“ Und ich war fast schon echauffiert von der Frage (lacht). Dass er der erste war, der auf dem richtigen Weg war, habe ich erst kurze Zeit später wirklich verstanden. Wir sind dann durchgegangen, in welchen Wochen ich die besten Kraftwerte habe und wann die Tage sind, an denen ich meinem Körper einfach mal Ruhe geben und versuchen sollte, das anzupassen.
Das ist eine gute Sache. Aber zyklusbasiertes Training funktioniert auch immer nur teilweise, weil bei Sportler:innen der Zyklus oft nicht so zyklisch ist. Das ist zumindest meine Erfahrung. Ich hatte auch Phasen, in denen ich 8 Wochen lang gar keine Periode hatte. Das war auf der einen Seite gut für mich, weil ich die Schmerzen weg hatte. Auf der anderen Seite birgt das dann wieder andere Probleme. Das heißt, ich konnte es nicht so richtig durchziehen, weil ich nie wusste, in welcher Phase ich gerade bin. Aber ich halte es für absolut wichtig und bin der Meinung, dass es in jede Trainerausbildung und in jede Weiterbildung reingehört. Und dass besonders die männlichen Trainer sensibilisiert werden sollten, was für Auswirkungen das wirklich hat.
wmn: Welchen Umgang hast du mit Sport während der Periode gefunden? Gibt es ein Periodengadget, das du empfehlen würdest?
Sophie Wachter: Ich bin wirklich froh, dass es auf dem Markt mittlerweile neue Sachen gibt. Ich bin fast nur noch eingepampert rausgegangen mit den weißen Hosen. Ich bin froh, dass es zum Beispiel von Modibodi Periodenunterwäsche gibt, sogar Sport- Periodenunterwäsche in Kooperation mit PUMA. Da bin ich großer Fan von den Boy Shorts. Die sind so wie Boxershorts geschnitten. Gerade im Karate hat man ja auch Kicks, bei denen man weit über den Kopf tritt. Und das heißt, dass da nichts verrutschen kann oder dass, wenn das Höschen irgendwie zu knapp sitzt, da mal was beiseite flutschen oder runterlaufen kann. Das möchte man natürlich auf gar keinen Fall.
Oder auch die ganz neu gelaunchte Activewear von Modibodi und PUMA. Die sind noch ein bisschen dicker und gerade damit fühle ich mich unter dem Karate-Anzug einfach besonders wohl. Man kann damit auch ins Fitnessstudio gehen und super trainieren und muss nicht immer gucken, ob man irgendwas zurechtzurücken muss. Was viele nicht wissen ist, dass, wenn man maximal den Bauch anspannt und der Tampon schon relativ voll ist, der auch rausflutschen kann.
Mehr Offenheit beim Thema Sport während der Periode
wmn: Was, glaubst du, muss passieren, damit wir einen offeneren Umgang mit dem Thema Periode entwickeln können?
Sophie Wachter: Ich glaube, dass das schon ganz früh beginnen müsste. Schon in der Schule auf jeden Fall. Mein Sexualkundeunterricht in der Schule war in der 6. und 7. Klasse jeweils eine Stunde. Und in dieser Unterrichtsstunde wurde die Periode durchgenommen. Da denke ich mir: Das passt irgendwie nicht zusammen.
Ich finde es wichtig, dass mehr Athletinnen über ihre Periode während Trainingsphasen sprechen.
Sophie Wachter
Ich finde, es sollte einfach schon viel früher ganz normal darüber gesprochen werden. Es gibt den weiblichen Körper, es gibt den männlichen Körper. Beim weiblichen Körper gehört die Periode dazu. Mir hat in der Schule nie jemand erklärt, wie der Zyklus funktioniert. Ich glaube, wenn die Jungs damit großwerden, dass es normal ist, darüber zu sprechen, kommt auch nie diese Schambarriere auf.
Ich fände es auch super wichtig, dass mehr Athletinnen zum Beispiel bei Instagram über dieses Thema sprechen. Dass sie sagen, wie das bei ihnen ist, wenn sie ihre Periode haben und wenn sie durch Trainingsphasen gehen. Ich habe früher nach einem Wettkampf auch nie in einem Interview gesagt: „Ja, heute lief nicht so gut, ich hatte halt meine Tage und mir ging es scheiße“. Dabei wäre das ganz wichtig gewesen.
Es wäre auch wichtig, wenn zum Beispiel Männer, die in der Öffentlichkeit stehen, die Trainerstellen haben, darüber mehr berichten würden. Wenn ihr eure Athletinnen fördern wollt und ein ganzheitliches Konzept fahren wollt, besprecht doch mal das Thema Menstruation!